Glauben




bild
Unbeschwert
Auch wenn der Glaubende sich alleingelassen und von Gefahren und Feindseligkeiten bedrängt fühlt, soll sein Glaube immer unbeschwert bleiben. Denn der Herr ist immer bei uns. Seine Stärke umgibt und beschützt uns.
Generalaudienz, 3. August 2005



Dein Glaube ist gross
"Frau, dein Glaube ist gross." (vgl. Mt 15,21-28) Diese einfache [kananäische] Frau wird von Jesus als Beispiel eines tiefen Glaubens vorgestellt. Ihre Ausdauer, das Eingreifen Christi zu erbitten, ist für uns eine Ermutigung, nie den Mut zu verlieren, ja inmitten schwerster Prüfungen des Lebens nicht zu verzweifeln. Der Herr verschliesst nicht die Augen vor den Bedürfnissen seiner Kinder, und wenn er manchmal für ihre Bitten unempfänglich zu sein scheint, dann geschieht es nur, um ihren Glauben zu prüfen und zu stärken.
Angelus, 14. August



Zur Freude am Glauben führen
Die Gläubigen, die eurer pastoralen Fürsorge anvertraut sind, sollt ihr zur Wiederentdeckung der Freude am Glauben führen, jener Freude persönlich geliebt zu werden von Gott, der seinen Sohn Jesus für unser Heil hingegeben hat. Wie ihr sehr gut wisst, besteht der Glaube vor allem darin, sich Gott, der uns persönlich kennt und liebt, hinzugeben und die in Christus geoffenbarte Wahrheit anzunehmen in jener Haltung der Zuversicht, die uns dazu bewegt, dem Offenbarer des Vaters Vertrauen zu schenken. Er liebt uns trotz unserer Schwächen und Sünden, und diese Liebe verleiht unserem Leben und dem Leben der Welt Sinn.
Audienz für die im vergangenen Jahr ernannten Bischöfe, 19. September 2005



bild
Götzendienst
In der Tat ist der Götze nichts anderes als »ein Machwerk von Menschenhand«, ein Produkt der menschlichen Wünsche; er ist unfähig, die kreatürlichen Grenzen zu überschreiten. Er hat zwar die Form eines Menschen mit Mund, Augen, Ohren, Kehle, aber er ist unfähig, leblos, wie es eben bei einer unbelebten Statue der Fall ist (vgl. Ps 115,4–8). Das Schicksal des Menschen, der diese toten Wirklichkeiten anbetet, besteht darin, ihnen ähnlich, machtlos, zerbrechlich, leblos zu werden. Bei dieser Beschreibung des Götzendienstes als falscher Religion kommt klar die ewige Versuchung des Menschen zum Ausdruck, im »Machwerk von Menschenhand« Heil zu suchen, indem er seine Hoffnungen auf Reichtum, Macht, Erfolg und Besitz setzt. Leider geschieht mit dem, der sich so verhält, der also Reichtum und Besitz anbetet, das, was schon der Prophet Jesaja deutlich beschrieben hat: »Wer Asche hütet, den hat sein Herz verführt und betrogen. Er wird sein Leben nicht retten und wird nicht sagen: Ich halte ja nur ein Trugbild in meiner rechten Hand« (Jes 44,20).
Generalaudienz, 5. Oktober 2005



Im Glauben auf den Tod schauen
Vom Glauben erleuchtet, schauen wir gelassen und voll Hoffnung auf das menschliche Rätsel des Todes. Denn nach der Schrift ist er mehr als ein Ende, er ist eine neue Geburt, er ist der unumgängliche übergang, durch den diejenigen das Leben in Fülle erlangen, die ihr Dasein auf Erden entsprechend den Weisungen des Wortes Gottes gestalten.
Generalaudienz, 2. November 2005



Gott allein ist die Erlösung des Menschen
Gott allein ist die Erlösung des Menschen. Und wir können in der Geschichte des letzten Jahrhunderts sehen, dass in den Staaten, in denen Gott abgeschafft war, nicht nur die Wirtschaft zugrunde gerichtet wurde, sondern auch und vor allem die Seelen, der sittliche Verfall, die Zerstörung der Würde des Menschen sind die entscheidenden Zerstörungen, und die Erneuerung kann nur aus der Rückkehr zu Gott kommen, also aus der Erkenntnis der zentralen Bedeutung Gottes.
Predigt in der Pfarrkirche "Sant’ Anna" im Vatikan, 5. Februar 2006



bild
Keine Theorie
Der Glaube ist keine Theorie, die man sich zu eigen machen oder auch zurückstellen kann. Er ist etwas sehr Konkretes: Er ist das Kriterium, das über unseren Lebensstil entscheidet. In einer Zeit, in der die Feindseligkeit und die Habgier zu Supermächten geworden sind, in einer Zeit, in der wir den Missbrauch der Religion bis zur Apotheose des Hasses erleben müssen, ist die reine neutrale Rationalität nicht imstande, uns zu schützen. Wir brauchen den lebendigen Gott, der uns bis zum Tod geliebt hat.
Ansprache an die Teilnehmer eines vom Päpstlichen Rat "Cor Unum" ausgerichteten internationalen Kongresses, 23. Januar 2006



Gotteserfahrung
Wenn einem die Gnade einer starken Gotteserfahrung geschenkt wird, dann ist es so, als würde man etwas ähnliches wie die Jünger bei der Verklärung erleben: Einen Augenblick lang hat man einen Vorgeschmack auf das, was die Seligkeit des Paradieses sein wird. Normalerweise handelt es sich um kurze Erfahrungen, die Gott manchmal gewährt. Vor allem im Hinblick auf harte Prüfungen. Niemandem ist es jedoch gegeben, "auf dem Tabor" zu leben, solange man auf Erden weilt, denn das menschliche Dasein ist ein Weg des Glaubens und verläuft als solcher eher im Halbschatten als im vollen Licht, nicht ohne Zeiten der Dunkelheit und sogar vollkommener Finsternis. Solange wir auf Erden sind, wird unsere Beziehung zu Gott eher im Hören als im Schauen gelebt; und selbst die Betrachtung erfolgt sozusagen mit geschlossenen Augen durch das innere Licht, das das Wort Gottes in uns entzündet.
Angelus, 12. März 2006



Ein Geschenk
Der Glaube ist letztlich ein Geschenk. Die erste Bedingung ist also, sich etwas schenken zu lassen , nicht selbst genügsam zu sein, nicht alles alleine zu tun, denn das können wir nicht, sondern uns zu öffnen in dem Bewusstsein, dass der Herr wirklich schenkt. Mir scheint, dass diese offene Haltung auch die Haltung ist, mit der das Gebet beginnt: für die Gegenwart des Herrn und sein Geschenk offen sein.
Ansprache bei der Begegnung mit den Priestern der Diözese Rom, 2. März 2006



bild
Nach Tränen der Reue bereit
Die Schule des Glaubens ist kein Triumphmarsch, sondern ein Weg, der mit Leiden und Liebe bedeckt ist, mit Prüfungen und einer Treue, die jeden Tag erneuert werden muss. Petrus, der vollkommene Treue Versprochen hatte, kennt die Bitternis und die Demütigung der Verleugnung: Der übermütige lernt auf eigene Kosten die Demut. Auch Petrus muss lernen, schwach zu sein und der Vergebung zu bedürfen. Als ihm endlich die Maske abfällt und er die Wahrheit seines schwachen Herzens, das das Herz eines gläubigen Sünders ist, begreift, bricht er in befreiende Tränen der Reue aus. Nach diesen Tränen ist er bereit für seine Sendung.
Generalaudienz, 24. Mai 2006



Schrei an Gott und an unser eigenes Herz
Wir können in Gottes Geheimnis nicht hineinblicken – wir sehen nur Fragmente und vergreifen uns, wenn wir uns zum Richter über Gott und die Geschichte machen wollen. Dann würden wir nicht den Menschen verteidigen, sondern zu seiner Zerstörung beitragen. Nein – im letzten müssen wir bei dem demütigen, aber eindringlichen Schrei zu Gott bleiben: Wach auf! Vergiss dein Geschöpf Mensch nicht! Und unser Schrei an Gott muss zugleich ein Schrei in unser eigenes Herz hinein sein, dass in uns die verborgene Gegenwart Gottes aufwache – dass seine Macht, die er in unseren Herzen hinterlegt hat, nicht in uns vom Schlamm der Eigensucht, der Menschenfurcht und der Gleichgültigkeit, des Opportunismus verdeckt und niedergehalten werde. Wir stossen diesen Ruf an Gott, diesen Ruf in unser eigenes Herz hinein, gerade auch in dieser unserer gegenwärtigen Stunde aus, in der neue Verhängnisse drohen, in der neu alle dunklen Mächte aus dem Herzen des Menschen aufzusteigen scheinen – auf der einen Seite der Missbrauch Gottes zur Rechtfertigung blinder Gewalt gegen Unschuldige, auf der anderen Seite der Zynismus, der Gott nicht kennt und den Glauben an ihn verhöhnt.
Ansprache im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau, 28. Mai 2006



Steht fest im Glauben
"Steht fest im Glauben!" Wir haben gerade die Worte Jesu gehört: "Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten, und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll. Es ist der Geist der Wahrheit" (Joh 14, 15-17a). In diesen Worten offenbart Jesus die tiefe Verbindung, die zwischen dem Glauben und dem Bekenntnis zur göttlichen Wahrheit, zwischen dem Glauben und der Hingabe an Jesus Christus in der Liebe, zwischen dem Glauben und der von den Geboten inspirierten Lebenspraxis besteht. Alle drei Glaubensdimensionen sind Frucht des Wirkens des Heiligen Geistes. Dieses Wirken zeigt sich als innere Kraft, die die Herzen der Jünger mit dem Herzen Christi in Einklang bringt und sie befähigt, die Brüder so zu lieben, wie er sie geliebt hat. So ist der Glaube ein Geschenk, aber gleichzeitig ist er eine Aufgabe.
Predigt bei der Eucharistiefeier in Warschau, 26. Mai 2006



bild
Glauben heisst, Wahrheit annehmen, die der Verstand nicht mehr erfasst
Glauben heisst zuallererst, als Wahrheit anzunehmen, was unser Verstand nicht bis ins letzte erfasst. Man muss das annehmen, was Gott uns offenbart, über sich selbst, über uns und über die Wirklichkeit, die uns umgibt, auch die unsichtbare, unaussprechliche, unvorstellbare Wirklichkeit. Dieser Akt der Annahme der geoffenbarten Wirklichkeit erweitert den Horizont unseres Wissens und erlaubt uns, zu dem Geheimnis zu gelangen, in das unser Dasein eingetaucht ist. Man gibt nicht leicht seine Zustimmung zu einer solchen Begrenzung der Vernunft. Und eben hier zeigt sich der Glaube in seiner zweiten Dimension: derjenigen, sich einer Person anzuvertrauen – nicht einer gewöhnlichen Person, sondern Christus. Woran wir glauben, ist wichtig, aber noch wichtiger ist, wem wir glauben.
Predigt bei der Eucharistiefeier in Krakau, 28. Mai 2006



Glauben heisst, sich Gott überlassen
Gott hat uns einen Geist der Weisheit gegeben und "die Augen unseres Herzens, damit wir verstehen, zu welcher Hoffnung wir durch ihn berufen sind, welchen Reichtum die Herrlichkeit seines Erbes den Heiligen schenkt und wie überragend gross seine Macht sich an uns, den Gläubigen, erweist durch das wirken seiner Kraft und Stärke, die er Christus erwiesen hat" (vgl. Eph 1,17-20). Glauben bedeutet, sich Gott zu überlassen, unser Los ihm anzuvertrauen. Glauben bedeutet, im Heiligen Geist eine sehr persönliche Bindung zu unserem Schöpfer und Erlöser aufzubauen und dafür zu sorgen, dass diese Bindung die Grundlage des ganzen Lebens ist.
Predigt bei der Eucharistiefeier in Krakau, 28.Mai 2006



Ermöglicht die Begegnung mit Gott
Der Glaube ist die Gabe, die uns in der Taufe geschenkt wurde und uns die Begegnung mit Gott ermöglicht. Gott verbirgt sich im Geheimnis: Sich anzumassen, ihn zu verstehen, würde bedeuten, ihn in unsere Begriffe und unser Wissen einzugrenzen und ihn so unwiederbringlich zu verlieren. Durch den Glauben hingegen können wir uns einen Weg bahnen durch die Begriffe hindurch, sogar die theologischen Begriffe, und können den lebendigen Gott "berühren". Und wenn wir Gott einmal berührt haben, schenkt er uns sofort seine Kraft. Wenn wir uns dem lebendigen Gott überlassen, wenn wir ihn mit demütigem Geist um Hilfe bitten, erfüllt uns innerlich gleichsam ein verborgener Strom göttlichen Lebens. Wie wichtig ist es doch für uns, an die Macht des Glaubens, an seine Fähigkeit, eine direkte Verbindung mit dem lebendigen Gott herzustellen, zu glauben! Wir müssen uns eifrig um die Entfaltung unseres Glaubens bemühen, damit er wirklich unser ganzes Verhalten, unsere Gedanken, Handlungen und Absichten erfüllt. Der Glaube hat seinen Platz nicht nur in den Gemütsverfassungen und in den religiösen Erfahrungen, sondern vor allem im Denken und im Handeln, in der täglichen Arbeit, im Kampf gegen sich selbst, im Gemeinschaftsleben und im Apostolat, denn er bewirkt, dass unser Leben von der Macht Gottes erfüllt wird. Der Glaube kann uns immer zu Gott zurückführen, auch wenn unsere Sünde uns Böses antut.
Ansprache an die Ordensleute und Seminaristen in Tschenstochau, 26. Mai 2006



bild
Jede Generation muss den Weg selber gehen
Die Entdeckung der Schönheit und der Freude des Glaubens ist in Wirklichkeit ein Weg, den jede neue Generation für sich selbst gehen muss, weil im Glauben unser eigenes Leben, unser Innerstes ins Spiel kommt, unser Herz, unsere Intelligenz, unsere Freiheit in einer zutiefst persönlichen Beziehung zum Herrn, der in uns wirkt. Aber auf ebenso tiefgreifende Weise ist der Glaube gemeinschaftliches Handeln und gemeinschaftliche Haltung, es ist das "Wir glauben" der Kirche. Die Freude des Glaubens ist somit eine Freude, die geteilt werden muss, wie der Apostel Johannes sagt: "Was wir gesehen und gehört haben (das Wort des Lebens), das verkünden wir auch euch, damit auch ihr Gemeinschaft mit uns habt... Wir schreiben dies, damit unsere Freude vollkommen ist" (1 Joh 1,3-4). Die Glaubenserziehung der jungen Generationen ist daher eine grosse und grundlegende Aufgabe, die die gesamt christliche Gemeinschaft einbezieht.
Ansprache bei der Eröffnung der Pastoraltagung der Diözese Rom, 5. Juni 2006



Überwindung der Grenze der Vernunft
Wir wissen sehr wohl, dass es nicht einfach ist, dieser Überwindung der Grenzen unserer Vernunft zuzustimmen. Daher bleibt der Glaube, der ein sehr persönlicher menschlicher Akt ist, eine Entscheidung unserer Freiheit, die auch zurückgewiesen werden kann. Hier jedoch zeigt sich eine zweite Dimension des Glaubens, die, sich einer Person anzuvertrauen: nicht irgend jemandem, sondern Jesus Christus und dem Vater, der ihn gesandt hat. Glauben bedeutet, kraft des Heiligen Geistes, der in unseren Herzen wirkt, eine zuriefst persönlichen Verbindung zu unserem Schöpfer und Erlöser aufzubauen und diese Verbindung zur Grundlage unseres Lebens zu machen, denn Jesus Christus ist die Person gewordene Wahrheit, die die Welt zu sich hinzieht. ... Jede andere Wahrheit ist ein Fragment der Wahrheit, die er ist, und weist auf ihn hin. So erfüllt er unser Herz, lässt es weit werden und füllt es mit Freude, lässt unsere Intelligenz zu unerforschten Horizonten aufbrechen und gibt unserer Freiheit den entscheidenden Orientierungspunkt, indem er sie von der Enge des Egoismus befreit und zu wahrer Liebe befähigt.
Ansprache bei der Eröffnung der Pastoraltagung der Diözese Rom, 5. Juni 2006



Dialog zwischen Glaube und Vernunft
Jesus Christus ist und bleibt der Herr der ganzen Schöpfung und der ganzen Geschichte: "Alles ist durch ihn und auf ihn hin geschaffen.... in ihm hat alles Bestand" (Kol 1,16.17). Wenn er aufrichtig und nach strengen Kriterien geführt wird, bietet der Dialog zwischen Glaube und Vernunft daher die Möglichkeit, auf wirksamere und überzeugendere Art und Weise die Vernünftigkeit des Glaubens an Gott zu erkennen – nicht an irgendeinen Gott, sondern an den Gott, der sich in Jesus Christus offenbart hat – und darüber hinaus zu zeigen, dass jede wahre menschliche Sehnsucht in Jesus Christus ihre Erfüllung findet.
Ansprache bei der Eröffnung der Pastoraltagung der Diözese Rom, 5. Juni 2006



bild
Andere Menschen zu ihm führen
Je mehr wir uns von Christus nähren und ihn lieben, um so stärker spüren wir auch in uns den Wunsch, andere Menschen zu ihm zu führen: In der Tat können wir die Freude des Glaubens nicht für uns behalten, wir müssen sie weitergeben. Dieses Verlangen wird noch stärker und dringlicher angesichts jener merkwürdigen Gottvergessenheit, die es heute in weiten Teilen der Welt [...] gibt. Diese Gottvergessenheit verursacht viel Lärm, der von kurzer Dauer ist, manch unnützen Streit, aber auch tiefe Unzufriedenheit und ein Gefühl der Leere.
Ansprache bei der Eröffnung der Pastoraltagung der Diözese Rom, 5. Juni 2006



Glaube muss verwirklicht werden
Der Glaube muss im Leben verwirklicht werden, vor allem in der Liebe zum Nächsten und besonders im Einsatz für die Armen. Vor diesem Hintergrund muss auch das berühmte Wort gelesen werden: "Denn wie der Körper ohne den Geist tot ist, so ist auch der Glaube tot ohne Werke" (Jak 2,26). Diese Erklärung des Jakobus wird bisweilen den Aussagen des Paulus entgegengestellt, wonach wir von Gott nicht durch unsere Werke, sondern allein durch unseren Glauben gerechtfertigt werden (vgl. Gal 2,16; Röm 3,28). Doch diese beiden Sätze, die sich aufgrund ihrer unterschiedlichen Sichtweise zu widersprechen scheinen, ergänzen einander in Wirklichkeit, wenn sie richtig ausgelegt werden. Der hl. Paulus widersetzt sich dem Hochmut des Menschen, der meint, er bedürfe der uns zuvorkommenden Liebe Gottes nicht; er widersetzt sich dem Hochmut der Selbstrechtfertigung ohne die Gnade, die ein reines Geschenk und unverdient ist. Der hl. Jakobus hingegen spricht von den Werken als einer ganz normalen Frucht des Glaubens: "Jeder gute Baum bringt gute Früchte", sagt der Herr (Mt 7,17). Und der hl. Jakobus wiederholt und sagt es uns.
Generalaudienz, 28. Juni 2006



Der erste Schritt ist der Glaube
Der erste und grundlegende Schritt, um Wohnstätte Gottes zu werden und so die endgültige Glückseligkeit zu finden, ist zu glauben, ist der Glaube, der Glaube an Gott, an jenen Gott, der sich in Jesus Christus offenbart hat und sich im göttlichen Wort der Heiligen Schrift an uns wendet. Glauben bedeutet nicht, eine weitere Meinung anderen hinzuzufügen, und die Überzeugung, der Glaube, dass es Gott gibt, ist nicht eine Information wie jede andere. Bei vielen Informationen spielt es für uns keine Rolle, ob sie wahr oder falsch sind, sie ändern unser Leben nicht. Aber wenn es Gott nicht gibt, dann ist das Leben leer, ist die Zukunft leer. Wenn es Gott aber gibt, ändert sich alles, das Leben ist Licht, unsere Zukunft ist Licht, wir haben einen Orientierungspunkt dafür, wie wir leben sollen. Glauben ist somit die grundlegende Orientierung unseres Lebens. Glauben, sagen: "Ja, ich glaube, dass du Gott bist, ich glaube, dass du in deinem menschgewordenen Sohn unter uns gegenwärtig bist", gibt meinem Leben Orientierung, veranlasst mich, mich an Gott zu binden, mich mit ihm zu vereinen und so den Ort zu finden, wo ich leben will, und die Art und Weise, wie ich leben will. Glauben ist nicht nur eine Denkweise, eine Idee; es ist, wie ich bereits angedeutet habe, eine Handlungs- eine Lebensweise. Glauben bedeutet, dem vom Wort Gottes vorgegebenen Weg folgen.
Predigt am Hochfest "Mariä Aufnahme in den Himmel", 15. August 2006



bild
Gottesfurcht und Verantwortung
"Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht über alle, die ihn fürchten." Mit der ganzen Heiligen Schrift spricht sie [Maria] von "Gottesfurcht", ein Wort, das wir vielleicht nicht so recht kennen oder lieben. Aber "Gottesfurcht" ist keine Angst, sondern etwas ganz anderes. Als Kinder haben wir keine Angst vor dem Vater, wohl aber Ehrfurcht vor Gott, die Sorge, jene Liebe zu zerstören, auf die unser Leben gegründet ist. Gottesfurcht ist jenes Bewusstsein für die Verantwortung, das wir haben müssen, Verantwortung für den Teil der Welt, der uns im Leben anvertraut ist. Verantwortung, diesen Teil der Welt und der Geschichte, in der wir sind, gut zu verwalten und so dem rechten Aufbau der Welt, dem Sieg des Guten und des Friedens zu dienen.
Predigt am Hochfest "Mariä Aufnahme in den Himmel", 15. August 2006



Was ist der Glaube?
Was glauben wir denn da eigentlich? Was ist das überhaupt, Glaube? Kann es das eigentlich noch geben in der modernen Welt? Wenn man die grossen Summen der Theologie ansieht, die im Mittelalter geschrieben wurden, oder an die Menge der Bücher denkt, die jeden Tag für und gegen den Glauben verfasst werden, möchte man wohl verzagen und denken, das sei alles viel zu kompliziert. Vor lauter Bäumen sieht man am Ende den Wald nicht mehr. Und es ist wahr: Die Vision des Glaubens umfasst Himmel und Erde; Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft, die Ewigkeit und ist darum nie ganz auszuschöpfen. Der Herr selber hat ja zum Vater darüber gesagt: " den Einfachen hast du es offenbaren wollen- denen, die mit dem Herzen sehen können" (vgl. Mt 11,25).
Predigt bei der Eucharistiefeier in Regensburg, 12. September 2006



Glauben an Gott
Der Glaube ist einfach. Wir glauben an Gott- an Gott, den Ursprung und das Ziel menschlichen Lebens. An den Gott, der sich auf uns Menschen einlässt, der unsere Herkunft und unsere Zukunft ist. So ist Glaube immer zugleich Hoffnung. Gewissheit, dass wir Zukunft haben und dass wir nicht ins Leere fallen. Und der Glaube ist Liebe, weil Gottes Liebe uns anstecken möchte. Das ist das erste: Wir glauben einfach an Gott, und das bringt mit sich auch die Hoffnung und die Liebe.
Predigt bei der Eucharistiefeier in Regensburg, 12. September 2006



bild
Grundentscheid
Wir glauben an Gott. Das ist unser Grundentscheid. Aber nun noch einmal die Frage: Kann man das heute noch? Ist das vernünftig? Seit der Aufklärung arbeitet wenigstens ein Teil der Wissenschaft emsig daran, eine Welterklärung zu finden, in der Gott überflüssig wird, und so soll er auch für unser Leben überflüssig werden. Aber sooft man auch meinen konnte, man sei nahe daran, es geschafft zu haben, - immer wieder zeigt sich: Das geht nicht auf . Die Sache mit dem Menschen geht nicht auf ohne Gott, und die Sache mit der Welt, dem ganzen Universum, geht nicht auf ohne Ihn. Letztendlich kommt es auf die Alternative hinaus: Was steht am Anfang: die schöpferische Vernunft, der Schöpfergeist, der alles wirkt und sich entfalten lässt oder das Unvernünftige, das vernunftlos sonderbarerweise einen mathematisch geordneten Kosmos hervorbringt und auch den Menschen, seine Vernunft. Aber die wäre dann nur ein Zufall der Evolution und im letzten also doch auch etwas Unvernünftiges. Wir Christen sagen: Ich glauben an Gott, den Schöpfer des Himmels und der Erde- an den Schöpfer Geist. Wir glauben, dass das ewige Wort, die Vernunft am Anfang steht und nicht die Unvernunft. Mit diesem Glauben brauchen wir uns nicht zu verstecken, mit ihm brauchen wir nicht zu fürchten, uns auf einem Holzweg zu befinden. Freuen wir uns, dass wir Gott kennen dürfen, und versuchen wir, auch anderen die Vernunft des Glaubens zugänglich zu machen.
Predigt bei der Eucharistiefeier in Regensburg, 12. September 2006



An welchen Gott glauben wir?
Wir glauben an Gott. Das stellen die Hauptteile des Glaubensbekenntnisses heraus, und das betont besonders der erste Teil davon. Aber nun folgt sofort die zweite Frage: An welchen Gott? Nun, eben an den Gott, der Schöpfergeist ist, schöpferische Vernunft, von der alles kommt und von der wir kommen. Der zweite Teil des Glaubensbekenntnisses sagt uns mehr. Diese schöpferische Vernunft ist Güte. Sie ist Liebe. Sie hat ein Gesicht. Gott lässt uns nicht im Dunkeln tappen, er hat sich gezeigt als Mensch. So gross ist er, dass er es sich leisten kann, ganz klein zu werden. "Wer mich sieht, sieht den Vater", sagt Jesus (Joh 14,9). Gott hat ein menschliches Gesicht angenommen. Er liebt uns bis dahin, dass er sich für uns ans Kreuz nageln lässt, um die Leiden der Menschheit zum Herzen Gottes hinaufzutragen.
Predigt bei der Eucharistiefeier in Regensburg, 12. September 2006



bild
Selbstverständlich nicht glauben
Vielleicht konnte er [der Glaube] vor zwei Generationen noch als selbstverständlich vorausgesetzt werden: Man wuchs im Glauben auf; der Glaube war irgendwie als ein Teil des Lebens einfach gegenwärtig und brauchte gar nicht besonders gesucht zu werden. Er musste geformt, musste vertieft werden, erschien aber wie selbstverständlich. Heute ist das Umgekehrte selbstverständlich: dass man eigentlich nicht glauben kann und dass Gott abwesend ist. Jedenfalls erscheint der Glaube der Kirche wie etwas sehr Vergangenes, so dass dann auch aktive Christen es sich so verstellen, dass man aus dem Gefüge des Glaubens der Kirche sich die Sachen heraussucht, die man als für heute noch vertretbar ansieht. Und vor allen Dingen müht man sich, durch den Einsatz für die Menschen eben auch zugleich sozusagen seine Pflicht Gott gegenüber zu erfüllen. Das ist dann aber doch eine Art "Werkrechtfertigung", die einsetzt: Der Mensch rechtfertigt sich und die Welt, in der er das tut, was offenkundig notwendig zu sein scheint. Aber es fehlt das innere Licht und die Beseelung des Ganzen.
Ansprache an die Schweizer Bischöfe, 7. November 2006



Der Gaube ist die Mitte des Ganzen
Es ist wichtig, dass wir einfach wieder sehen: Der Gaube ist die Mitte des Ganzen – "Fides tua te salvum fecit", sagt unser Herr immer wieder zu den Geheilten. Nicht die Berührung, nicht das Äussere ist entscheidend, sondern dass sie geglaubt haben. Und auch wir können nur lebendig dem Herrn dienen, wenn der Gaube stark und in seiner Fülle gegenwärtig wird.
Ansprache an die Schweizer Bischöfe, 7. November 2006



Ihm glauben wir
Im Christentum geht es nicht um ein riesiges Gepäck von disparaten Sachen, sondern alles, was das Glaubensbekenntnis sagt und was die Glaubensentwicklung entfaltet hat, ist doch nur da, um uns das Gesicht Gottes deutlicher zu machen. Er ist und er lebt; ihm glauben wir; ihm gegenüber, auf ihn hin, im Mitsein mit ihm und von ihm her leben wir. Und in Jesus Christus ist er sozusagen körperlich mit uns. Diese Zentralität Gottes muss, wie ich meine, in all unserem Denken und tun hat neu erscheinen. Das beseelt dann auch die Aktivitäten, die sonst leicht in Aktivismus verfallen und leer werden können. Das ist das eine: dass der Glaube entscheidend wirklich auf Gott hinschaut und uns auf Gott hinschauend, auf ihn hin in Bewegung kommen lässt.
Ansprache an die Schweizer Bischöfe, 7. November 2006



bild
Nicht nur eine Idee
Wir glauben nicht einfach einer Idee; Christentum ist nicht eine Philosophie, sondern ein Ereignis, das Gott in diese Welt gestellt hat, eine Geschichte, die er real als Geschichte mit uns gestaltet hat und gestaltet.
Ansprache an die Schweizer Bischöfe, 7. November 2006



Die Verantwortung nach Gott zu forschen
Gott ist weder ein leeres Wort noch eine abstrakte Hypothese; er ist im Gegenteil die Grundlage, auf die man sein Leben bauen kann. In der Welt zu leben, "veluti si Deus daretur – als ob es Gott gäbe", bringt die Übernahme einer Verantwortung mit sich, die jeden gangbaren Weg zu erforschen weiss, um Gott so nahe wie möglich zu kommen; er ist das Ziel, zu dem alles hinstrebt (vgl. 1 Kor 15,24). Der Gläubige weiss, dass dieser Gott ein Antlitz hat und dass er sich in Jesus Christus ein für allemal jedem Menschen genähert hat.
Ansprache beim Besuch der Päpstlichen Lateranuniversität, 21. Oktober 2006



Die Vernünftigkeit des Menschen wiederentdecken
Tatsächlich bringt die moderne Entwicklung der Wissenschaften unzählige positive Wirkungen hervor, wie wir alle sehen; sie sind immer anzuerkennen. Zugleich aber muss man zugeben, dass die Tendenz, nur das als war zu betrachten, was Gegenstand eines Experiments sein kann, eine Beschränkung der Vernunft des Menschen darstellt und eine schreckliche, mittlerweile klar erkennbare Schizophrenie hervorbringt, in der Rationalismus und Materialismus, Hypertechnologie und zügellose Triebhaftigkeit zusammenleben. Deshalb ist es dringend notwendig, in einer neuen Art und Weise die Vernünftigkeit des Menschen wiederzuentdecken, die offen ist für das Licht des göttlichen Logos und seine vollkommene Offenbarung: Jesus Christus, den menschgewordenen Sohn Gottes. Wenn der christliche Glaube authentisch ist, demütigt er die Freiheit und die Vernunft des Menschen nicht; warum sollten also Glaube und Vernunft Angst voreinander haben, wenn sie sich am besten dann zum Ausdruck bringen können, wenn sie einander Begegnen und miteinander in einen Dialog eintreten? Der Glaube setzt die Vernunft voraus und vervollkommnet sie, und die vom Glauben erleuchtete Vernunft findet die Kraft, sich zur Erkenntnis Gottes und der geistlichen Wirklichkeiten zu erheben. Die Vernunft des Menschen verliert nichts, wenn sie sich den Inhalten des Glaubens öffnet, vielmehr erfordern diese ihre freie und bewusste Zustimmung.
Angelus, 28. Januar 2007



bild
Nach Gott fragen
"Wer darf aufsteigen zum Berg des Herrn", fragt der Psalm[Psalm 24]. Und er nennt zwei wesentlichen Bedingungen, die Aufsteigenden, die wirklich nach oben, in die wahre Höhe kommen wollen, müssen Menschen sein, die nach Gott fragen. Die Ausschau halten nach Gott. Die sein Angesicht suchen. Liebe junge Freunde – wie wichtig ist das heute: sich nicht einfach im Leben dahintreiben lassen; nicht mit dem zufrieden sein, was alle denken und sagen und tun. Ausschau halten nach Gott. Die Frage nach Gott nicht versickern lassen in unseren Seelen. Das Verlangen nach dem Grösseren. Das Verlangen, ihn zu kennen – sein Gesicht.
Predigt am Palmsonntag, 1. April 2007



Die innere Reinigung
Am Heiligen Ort darf stehen, wer reine Hände hat und ein lauteres Herz. Reine Hände – das sind Hände, die nicht zur Gewalttätigkeit gebraucht werden. Es sind Hände, die nicht mit Korruption, mit Bestechungsgeldern verschmutzt sind. Ein lauteres Herz – wann ist das Herz lauter? Ein Herz ist lauter, das sich nicht mit Lüge und Heuchelei verstellt und befleckt. Das durchsichtig bleibt wie Quellwasser, weil es kein Doppelspiel kennt. Ein Herz ist rein, das sich nicht mit dem Rausch des Vergnügens verfremdet; ein Herz, dessen Liebe wahr ist und nicht bloss Verlangen des Augenblicks. Reine Hände und ein lauteres Herz: Wenn wir mit Jesus gehen, steigen wir auf und finden zu den Reinigungen, die uns wirklich in die Höhe bringen, die dem Menschen zugedacht ist: die Freundschaft mit Gott selbst.
Predigt am Palmsonntag, 1. April 2007



Harte Probe für den Glauben
Jeder von uns kann versucht sein, dem Unglauben des Thomas zu verfallen. Der Schmerz, das Böse, die Ungerechtigkeiten, der Tod, besonders wenn Unschuldige betroffen sind – zum Beispiel die Kinder, die Krieg und Terrorismus, Krankheiten und Hunger zum Opfer fallen -, stellt all das unseren Glauben etwa nicht auf eine harte Probe? Und doch ist uns paradoxerweise gerade in diesen Fällen der Unglaube des Thomas nützlich und wertvoll, weil er uns hilft, alle falschen Vorstellungen von Gott zu läutern, und uns dazu führt, sein wahres Angesicht zu entdecken: Das Angesicht eines Gottes, der in Christus die Qualen der verwundeten Menschheit auf sich genommen hat. Thomas hat die Gabe eines durch Jesu Passion und Tod geprüften und durch die Begegnung mit Ihm als dem Auferstandenen bestärkten Glaubens vom Herrn empfangen und an die Kirche weitergegeben. Eines Glaubens, der fast gestorben war und dank der Berührung mit Christi Wunden wiedergeboren wurde – mit jenen Wunden, die der Auferstandene nicht verborgen, sondern gezeigt hat und auf die er uns in der Not und den Leiden eines jeden Menschen immer noch hinweist.
Botschaft zum Segen "Urbi et Orbi", 8. April 2007



bild
Konnaturalität
Wir sind nach dem Bild Gottes und ihm ähnlich geschaffen, aber dies ist auch eine Herausforderung, ein Weg; denn der Zweck des Lebens, die letzte Bestimmung ist, Gott wirklich ähnlich zu werden. Das ist möglich dank der Konnaturalität mit ihm, die der Mensch im Augenblick der Schöpfung empfangen hat, weshalb er schon an sich - schon an sich - Ebenbild Gottes ist. Diese Konnaturalität gestattet es, die göttlichen Wirklichkeiten zu erkennen, zu denen der Mensch vor allem durch den Glauben gelangt: und durch den gelebten Glauben, die Übung der Tugend, kann er bis zur Kontemplation Gottes wachsen.
Generalaudienz, 18. April 2007




Den Glauben vertiefen
Es ist in der Tat wichtig, dass ihr den Glauben mit allen euch zur Verfügung stehenden Mitteln vertieft: Jugend- und Erwachsenenkatechese, Liturgie, zusammen mit der nötigen Inkulturation. Ohne diese gründliche Bildung blieben der Glaube und die religiöse Praxis oberflächlich und schwach, die alten Sitten und Gebräuche könnten nicht mit christlichem Geist durchdrungen werden, die Seelen würden sich vom allen möglichem Lehren erschüttern lassen, Sekten würden die Gläubigen anlocken und zum Abfall von der Kirche verleiten, der respektvolle Dialog mit den anderen Religionen würde durch Bedrohungen, und Gefahren blockiert. Vor allem aber könnten die Getauften den heute in der Konsumgesellschaft verbreiteten Erscheinungsformen, wie religiöse Gleichgültigkeit, Materialismus und Neuheidentum, nicht standhalten.
Ad-limina"-Besuch der Bischöfe von Mosambik, 26. Juni 2007




Den Plan Gottes annehmen
Bitten wir alle um das Licht der Gnade, damit wir, wie der hl. Gregor von Nazianz, den Plan Gottes für unser Leben erkennen und ihn auch dann annehmen, wenn er uns nicht gefällt.
Generalaudienz, 8. August 2007




Dringend Zeugnis des Glaubens geben
Liebe Jugendliche, wie meine verehrten Vorgänger Paul VI. und Johannes Paul II. mehrmals wiederholt haben, ist die Verkündigung des Evangeliums und das Zeugnis des Glaubens heute dringlicher denn je (vgl. Redemptoris missio, 1). Manche meinen, es sei intolerant, den wertvollen Schatz des Glaubens denen vorzulegen, die ihn nicht teilen, aber dem ist nicht so, denn Christus vorzustellen bedeutet nicht, ihn aufzuzwingen (vgl. Evangelii nuntiandi, 80).
Botschaft an die Jugendlichen zum XXIII. Weltjugendtag, 20. Juli 2007



bild
Den Glauben leben und durchdenken
Der hl. Petrus hat in seinem Ersten Brief, im dritten Kapitel, gesagt: "Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt. " So hat er für die gewöhnlichen Menschen jener Zeit, die gewöhnlichen Christen, die Notwendigkeit formuliert, Verkündigung und Dialog miteinander zu verbinden. Er hat nicht formell gesagt: "Verkündigt jedem das Evangelium." Er hat gesagt: "Ihr sollt in der Lage sein, bereit sein, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt." Das scheint mir die notwendige Verbindung zwischen Dialog und Verkündigung herzustellen. Der erste Punkt ist, dass wir selbst uns in unserem Innern unserer Hoffnung stets bewusst sein müssen. Wir müssen Menschen sein, die den Glauben leben und die den Glauben durchdenken, die ihn im Innersten kennen. So wird in uns der Glaube zur Vernunft, er wird vernünftig.
Begegnung mit dem Klerus der Diözesen Belluno-Feltre und Treviso in Auronzo di Cadore, 24. Juli 2007




Den Durst nach Gott entdecken
Für Gregor von Nazianz ist das Gebet eine besondere Art der Begegnung: Gott, so sagt er, "dürstet" danach, dass wir nach ihm dürsten. Wir sollen ihm unser Inneres öffnen, das stets der Läuterung durch das Feuer seiner Liebe bedarf und sollen in uns eben diesen Durst nach Gott entdecken, der dem Durst Gottes antwortet, der oft verschüttete Durst nach Gott, der doch hinter all den Wünschen unseres Alltags steht, denn am Ende genügt uns nur die unendliche Freude und die unendliche Liebe, die Gott ist.
Generalaudienz, 22. August 2007




Vom Glauben erfüllte Menschen: das Beste Zeugnis für Christus
Das beste Zeugnis für Christus, die Beste Verkündigung ist stets das Leben wahrer Christen. Wenn sie sehen, wie Familien, die vom Glauben erfüllt sind, in der Freude leben, wie sie auch im Leiden in tief gründender Freude leben, wie sie den anderen helfen und Gott und den Nächsten lieben, so scheint mir das heute die schönste Verkündigung zu sein. Auch für mich ist es stets die tröstlichste Verkündigung, katholische Familien oder katholische Persönlichkeiten zu sehen, die vom Glauben durchdrungen sind: In ihnen strahlt wirklich die Gegenwart Gottes in hellem Glanz auf; sie bringen das "lebendige Wasser", [...].Die grundlegende Verkündigung ist also das leben der Christen selbst.
Begegnung mit dem Klerus der Diözesen Belluno-Feltre und Treviso in Auronzo di Cadore, 24. Juli 2007



bild
Der Mensch ist berufen Gott ähnlich zu werden
In der heutigen Katechese möchte ich einzelne Aspekte der Lehre des hl. Gregor von Nyssa darstellen, über den ich am vergangenen Mittwoch gesprochen hatte. Gregor betont immer wieder die hohe Würde des Menschen, der berufen ist, Gott ähnlich zu werden. Das ist nie fertig. Sondern das Leben, das Menschsein, ist ein Unterwegs-Sein auf diese Höhe hin. Dabei wirken die Übung der Liebe, die Gnade Gottes und alle anderen Tugenden harmonisch zusammen. Unser Vorbild und Lehrer ist Jesus Christus. Darum fordert uns Gregor von Nyssa auf, selbstkritisch zu prüfen, ob all unsere Gedanken, Worte und Werke auf Christus ausgerichtet sind oder uns von ihm entfernen. Und er sagt uns, von Gott sollten wir nicht bloss das ein und andere wissen, wir sollten ihn in uns tragen. Das ist ein Wort, das uns begleiten sollte, denke ich.
Generalaudienz, 5. September 2007




Der Glaube an Gott verteidigt den Menschen
Wer Gott zurückstellt, macht den Menschen nicht gross, sondern nimmt ihm seine Würde. Da wird der Mensch zu einem misslungenen Produkt der Evolution. Wer Gott anklagt, klagt auch den Menschen an. Der Glaube an Gott verteidigt den Menschen in allen seinen Schwächen und Unzulänglichkeiten: Der Glanz Gottes findet auf jedem einzelnen seinen Abglanz.
Predigt bei der Weihe von neuernannten Bischöfen, 29. September 2007




bild
Blindheit gegenüber Gott
Wir wissen alle, wie sehr wir heute von der Blindheit gegenüber Gott bedroht sind. Wie gross ist die Gefahr, dass wir angesichts all dessen, was wir über die materiellen Dinge wissen und mit ihnen tun können, blind werden für das Licht Gottes! Diese Blindheit durch die Botschaft des Glaubens und das Zeugnis der Liebe zu heilen, ist der Dienst Rafaels, der Tag für Tag dem Priester und in besonderer Weise dem Bischof aufgetragen ist. So sind wir spontan dazu geneigt, auch an das Sakrament der Versöhnung, das Sakrament der Busse zu denken, das im tiefsten Sinn des Wortes ein Sakrament der Heilung ist. Die wahre Wunde der Seele nämlich, der Grund all unserer anderen Wunden ist die Sünde. Und nur wenn es eine Vergebung kraft der Macht Gottes, kraft der Macht der Liebe Christi gibt, können wir geheilt werden, können wir erlöst werden.
Predigt bei der Weihe von neuernannten Bischöfen, 29. September 2007




Eine solide christliche Bildung
Der christliche Glaube muss den Herzen die uns von Christus geschenkte innere Freiheit und Verantwortung gegenüber den Geschehnissen des Lebens einprägen. Eine solide christliche Bildung wird also eine unverzichtbare Stütze sein, um den Gläubigen zu helfen, den Glauben mit den überlieferten Glaubensvorstellungen der "Tradition" zu vergleichen. Diese Ausbildung muss es ihnen auch erlauben, vertrauensvoll beten zu lernen, um Christus immer nahe zu bleiben und in der Zeit der Bedrängnis in den christlichen Gemeinden eine Stütze zu finden durch die wirksamen Zeichen der Liebe Gottes, die frei macht. Bei dieser schweren Aufgabe ist die Mitwirkung der Katecheten eine wertvolle Hilfe. Ich weiss um deren Einsatzbereitschaft und um die Sorgfalt, die ihr auf ihre Ausbildung verwendet, um ihnen zu ermöglichen, ein würdiges Leben zu führen. Ich grüsse sie herzlich und spreche ihnen die Anerkennung der Kirche für ihren Einsatz im Dienst an ihr aus.
"Ad-limina"-Besuch der Bischöfe von Benin, 20. September 2007




Dankbarkeit
"Dein Glaube hat dir geholfen". Es ist der Glaube, der den Menschen rettet, indem er ihn in seiner tiefen Beziehung zu Gott, zu sich selbst und zu den anderen wiederherstellt: und der Glaube kommt in der Dankbarkeit zum Ausdruck. Wer es wie der geheilte Samariter versteht zu danken, beweist, dass er nicht alles so ansieht, als hätte er einen Anspruch darauf, sondern als ein Geschenk, das auch, wenn es von den Menschen oder der Natur kommt, letztlich von Gott stammt. Der Glaube bringt also die Offenheit des Menschen für die Gnade Gottes mit sich: die Erkenntnis, dass alles Geschenk, dass alles Gnade ist. Welch grosser Schatz birgt sich in einem kleinen Wort: "Danke"!
Angelus, 14. Oktober 2007



bild
Der Glaube: eine Kraft
Die Kraft, die in Stille und ohne grossen Lärm die Welt verändert und so in das Reich Gottes verwandelt, ist der Glaube - und Ausdruck des Glaubens ist das Gebet.
Predigt bei Eucharistiefeier in Neapel, 21. Oktober 2007




Der Glaube: die stärkste Kraft
Wenn der Glaube von der Liebe zu Gott erfüllt ist, der als guter und gerechter Vater erkannt wird, so wird das Gebet beharrlich, eindringlich, es wird ein Seufzen des Geistes, ein Schrei der Seele, der in das Herz Gottes dringt. Auf diese Weise wird das Gebet die stärkste Kraft, die die Welt verwandelt. Angesichts schwieriger und Komplexer sozialer Realitäten, [...] ist es notwendig, die Hoffnung zu stärken, die auf dem Glauben gründet und in einem unermüdlichen Gebet zum Ausdruck kommt. Das Gebet hält die Fackel des Glaubens am Brennen.
Predigt bei Eucharistiefeier in Neapel, 21. Oktober 2007




"Lass unseren Glauben wachsen!"
Jesus fragt, wie wir am Ende das Evangeliums gehört haben. "Wird jedoch der Menschensohn, wenn er kommt, auf der Erde (noch) glauben vorfinden?" ( Lk 18,8). Das ist eine Frage, die uns nachdenklich macht. Wie wird unsere Antwort auf diese beunruhigende Frage lauten? Am heutigen Tag wollen wir gemeinsam mit demütigem Mut wiederholen: Herr, mögest du uns, wenn du bei dieser sonntäglichen Feier zu uns kommst, mit der brennenden Lampe des Glaubens versammelt finden. Wir glauben und legen unser Vertrauen in dich: Lass unseren Glauben wachsen!
Predigt bei Eucharistiefeier in Neapel, 21. Oktober 2007



bild
Gott hört unser Gebet
Die Witwe des Evangeliums (vgl. Lk 18,1-8) lässt an die "Kleinen", an die Letzten denken, aber auch an die vielen einfachen und rechtschaffenen Menschen, die unter der Unterdrückung leiden, die sich angesichts des Fortdauerns des sozialen Unbehagens ohnmächtig fühlen und versucht sind, den Mut zu verlieren. Ihnen ruft Jesus erneut zu: Schaut auf diese arme Witwe, mit welcher Hartnäckigkeit sie darauf besteht, ihr Anliegen vorzubringen, und schliesslich von einem unehrlichen Richter angehört wird! Wie könntet ihr denken, dass euer himmlischer, guter, treuer und mächtiger Vater, der nur das Wohl seiner Kinder wünscht, euch nicht zu gegebener Zeit zu eurem Recht verhelfen wird? Der Glaube versichert uns, dass Gott unser Gebet hört und zur rechten Zeit erfüllt, auch wenn die tägliche Erfahrung diese Gewissheit zu verneinen scheint.
Predigt bei Eucharistiefeier in Neapel, 21. Oktober 2007




Hoffnung: höchster Ausdruck des Glaubens
"Wie lange, Herr, soll ich noch rufen, und du hörst nicht? Ich schreie zu dir: Hilfe, Gewalt! Aber du hilfst nicht" (Hab 1,2). Es gibt nur eine Antwort auf diesen flehentlichen Ruf: Gott kann ohne unsere Umkehr die Dinge nicht verändern, und unsere wahre Umkehr beginnt mit dem " Schrei" der Seele, die Vergebung und Heil erfleht. Das christliche Gebet ist daher nicht ein Ausdruck von Fatalismus oder Untätigkeit, es ist vielmehr das Gegenteil der Flucht vor der Wirklichkeit, das Gegenteil der tröstlichen Innerlichkeit: es ist die Kraft der Hoffnung, höchster Ausdruck des Glaubens an die Macht Gottes, der Liebe ist und uns nicht verlässt. Das Gebet, das Jesus uns gelehrt hat und das in Getsemani seinen Höhepunkt gefunden hat, hat das Merkmal des " Agonismus", das heisst des Kampfes, denn es stellt sich entschieden auf die Seite des Herrn, um gegen die Ungerechtigkeit zu kämpfen und das Böse mit dem Guten zu besiegen; es ist die Waffe der Kleinen und derjenigen, die arm sind vor Gott, die jeder Art von Gewalt entsagen. Sie antworten auf sie vielmehr mit der evangeliumsgemässen Gewaltlosigkeit und bezeugen auf diese Weise, dass die Wahrheit der Liebe stärker ist als Hass und Tod.
Predigt bei Eucharistiefeier in Neapel, 21. Oktober 2007




Glaube
Der Glaube, der in der Liebe wirkt, ist das wahre Gegenmittel gegen die nihilistische Mentalität, die in unserer Zeit ihren Einfluss in der Welt immer mehr ausweitet.
Angelus, 18. November 2007



bild
Seid wachsam!
Die Stunde ist gekommen, aufzustehen vom Schlaf" (Röm 13,11), mahnt der Apostel, das heisst, die Stunde ist gekommen, umzukehren, aus dem betäubenden Schlaf der Sünde zu erwachen, um sich vertrauensvoll bereit zu machen, "den Herrn, der kommt" aufzunehmen, [...] " Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt" (Mt 24,42). Jesus, der in seiner Geburt zu uns gekommen ist und der am Ende der Zeiten in Herrlichkeit wiederkommen wird, wird nicht müde, ständig zu uns zu kommen, in den Ereignissen jedes Tages. Er bittet uns aufmerksam zu sein, um seine Gegenwart, seinen Advent wahrzunehmen, und er ermahnt uns, ihn wachend zu erwarten, denn sein Kommen kann nicht geplant oder vorausgesehen werden, sondern wird unerwartet und unvorhersehbar sein. Nur wer wach ist, wird nicht davon überrascht werden. Euch soll es nicht so gehen, so warnt er, wie es in den Tagen des Noach war, als die Menschen unbekümmert assen und tranken und die Flut unvorbereitet über sie hereinbrach ( vgl. Mt 24,37-38). Was will der Herr uns mit dieser Ermahnung anderes sagen als dass wir nicht völlig aufgehen sollen in den materiellen Wirklichkeiten und Sorgen, bis wir ganz in ihre Netze verstrickt sind? Wir müssen unter dem Blick des Herrn leben, in der Überzeugung, dass er jeden Tag gegenwärtig sein kann. Wenn wir so leben, dann wird die Welt besser.
Predigt bei Pastoralbesuch im römischen Krankenhaus "San Goivanni Battista", 2.Dezember 2007




Der Gott-mit-uns
Das Geheimnis von Betlehem offenbart uns den Gott-mit-uns, den Gott, der uns nahe ist, nicht nur in einem einfachen räumlichen und zeitlichen Sinne; er ist uns nahe, weil er sich sozusagen mit unserem Menschsein "vermählt" hat, er hat unser Sein auf sich genommen und dabei die Entscheidung getroffen, in allem wie wir zu sein, ausgenommen in der Sünde, damit wir wie er werden. Die christliche Freude entspringt daher dieser Gewissheit. Gott ist nahe, er ist mit mir, er ist mit uns, in Freud und Leid, in Gesundheit und Krankheit, als Freund und treuer Bräutigam. Und diese Freude bleibt auch in der Prüfung, im Leid, und sie bleibt nicht an der Oberfläche, sondern in der Tiefe des Menschen, der sich Gott anvertraut und auf ihn vertraut.
Angelus, 16. Dezember 2007




Die wahre Freude
Ja, die Freude kommt in das Herz dessen, der sich in den Dienst der Geringen und Armen stellt. In dem, der so liebt, nimmt Gott Wohnung, und die Seele ist erfüllt von Freude. Macht man hingegen aus der Freude einen Götzen, so schlägt man den falschen Weg ein, und es ist wirklich schwer, die Freude zu finden, von der Jesus spricht. Dies ist leider das Angebot jener Kulturen, die die individuelle Freude an die Stelle Gottes setzen, eine Denkart, die sinnbildlich zum Ausdruck kommt in der Suche nach Vergnügen um jeden Preis, in der Verbreitung des Drogenkonsums als Flucht, als Zuflucht in künstliche Paradiese, die sich dann als völlig illusorisch erweisen.
Angelus, 16. Dezember 2007



bild
Der Glaube gibt uns etwas
Der Glaube ist nicht nur ein persönliches Ausgreifen nach Kommendem, noch ganz und gar Ausständigem: er gibt uns etwas. Er gibt uns schon jetzt etwas von der erwarteten Wirklichkeit, und diese gegenwärtige Wirklichkeit ist es, die uns ein "Beweis" für das noch nicht zu Sehende wird. Er zieht Zukunft in Gegenwart herein, so dass sie nicht mehr das reine Noch- nicht ist. Dass es diese Zukunft gibt, ändert die Gegenwart: die Gegenwart wird vom Zukünftigen berührt, und so überschreitet sich Kommendes in Jetziges und Jetziges in Kommendes hinein.
Spe salvi 7, 30. November 2007



Das Gute vorziehen
Auch in den kleinen Alternativen des Alltags das Gute der Bequemlichkeit vorziehen - wissend, dass wir gerade so das Leben selber leben.
Spe salvi 39, 30. November 2007




Gott dürstet nach unserem Glauben
Der Durst Christi ist eine Eingangspforte zum Geheimnis Gottes, der zum Dürstenden geworden ist, um unserem Durst zu löschen, so wie er am geworden ist, um uns reich zu machen (vgl. 2 Kor 8,9). Ja, Gott dürstet nach unserm Glauben und nach unserer Liebe. Wie ein guter und barmherziger Vater wünscht er für uns alles erdenkliche Gut, und dieses Gut ist er selbst.
Angelus, 24. Februar 2008



Wie findet man das Leben?
Es bleibt [...] die Frage, wie man das Leben findet, was man wählen soll, wie man das Leben wählen soll. Und die Angebote, die gewöhnlich gemacht werden, kennen wir: die Diskothek besuchen, alles nehmen, was man bekommen kann, alles tun was man will - alles, was einem gerade in den Sinn kommt - und das als Freiheit zu betrachten. Aber wir hingegen wissen - und wir können es aufzeigen -, dass dieser Weg ein Weg der Lüge ist, weil man am Ende nicht das Leben findet, sondern in Wirklichkeit den Abgrund des Nichts. Wähle das Leben. In derselben Lesung heisst es: Gott ist dein Leben, du hast das Leben gewählt, und du hast die Wahl getroffen: Gott. Das scheint mir grundlegend zu sein. Nur so ist unser Horizont weit genug, und nur so sind wir an der Quelle des Lebens, das stärker ist als der Tod, als alle Bedrohungen das Todes. Die grundlegende Entscheidung ist also die hier angezeigt: Wähle Gott. Man muss verstehen, dass derjenige, der sich ohne Gott auf den Weg macht am Ende in der Finsternis steht, auch wenn es Augenblicke geben kann, in denen es scheint, dass man das Leben gefunden hat.
Audienz für die Pfarrer und den Klerus der Diözese Rom, 7. Februar 2008



bild
Das Wesentliche ist Gott
Aber die Frage muss stets lauten: Was ist wesentlich? Was soll entdeckt werden? Was möchte ich geben? Und hier sage ich immer wieder: Das Wesentliche ist Gott. Wenn wir nicht von Gott sprechen, wenn Gott nicht entdeckt wird, dann bleiben wir stets bei den nebensächlichen Dingen, mir scheint also grundlegend, dass wenigstens die Frage aufkommt. Gibt es Gott? Und wie könnte ich ohne Gott leben? Ist Gott wirklich eine wichtige Realität für mich?
Audienz für die Pfarrer und den Klerus der Diözese Rom, 7. Februar 2008




Geistige Nahrung aus dem lebendigen Glauben
Ohne die geistige Nahrung, die aus dem lebendigen Glauben kommt, verarmt eine Kultur zutiefst, und die Aussichten auf eine wahrhaft menschliche Zivilisation verschwinden rasch.
Ansprache an den neue Botschafter der Serbischen Republik, 21. Februar 2008



Die Verlockung der Sekten
Liebe Bischöfe, ihr wisst sehr gut, welche Gefahren ein schwaches und oberflächliches Glaubensleben mit sich bringt, wenn es Verlockungen ausgesetzt ist wie dem Proselytismus der Sekten und pseudoreligiösen Gruppierungen, der Vielzahl von Versprechungen, auf einfache und unmittelbare Weise zu Wohlstand zu gelangen, die jedoch in Ernüchterungen und Enttäuschung enden, oder der Verbreitung von Ideologien, die verkünden, den Menschen zu erhöhen, ihn aber in Wirklichkeit banalisieren. In einer solchen Situation ist die Verkündigung "der wahren, der grossen und durch alle Brüche hindurch tragenden Hoffnung des Menschen, die nur Gott sein kann - der Gott, der uns geliebt hat und liebt" (vgl. Spe salvi, 27), von unschätzbarem Wert.
"Ad-limina"-Besuch der Bischofskonferenz von Costa Rica, 8. Februar 2008



bild
Die innersten Erwartungen unseres Herzens in Gott suchen
Gott dürstet nach unserem Glauben und will, dass wir in ihm die Quelle unserer wahren Glückseligkeit finden. Jeder Gläubige läuft Gefahr, eine Frömmigkeit zu praktizieren, die nicht wahrhaftig ist, die Antwort auf die innersten Erwartungen des Herzens nicht in Gott zu suchen, sondern Gott zu benutzen, als stände er im Dienst unserer Wünsche und Pläne.
Predigt in der römischen Pfarrei "Santa Maria Liberatrice" a Testaccio, 24. Februar 2008



Wie oft ist unser Glaube brüchig
Der biblische Autor erzählt: "Die Israeliten hatten den Herrn auf die Probe gestellt, indem sie sagten: Ist der Herr in unserer Mitte oder nicht?" (vgl. Ex 17,7). Das Volk fordert von Gott, dass er seinen Erwartungen und Ansprüchen entgegenkommt, statt sich vertrauensvoll seinen Händen zu überlassen, und in der Zeit der Prüfung verliert es das Vertauen in ihn. Wie oft ereignet sich das auch in unserem Leben: In wie vielen Situationen möchten wir, dass Gott unsere Pläne verwirklicht und unsere Erwartung erfüllt, statt uns dem göttlichen Willen zu fügen. In wie vielen Situationen erweist sich unser Glaube als brüchig, unser Vertrauen als schwach, unsere Frömmigkeit von magischen und rein irdischen Elementen getrübt.
Predigt in der römischen Pfarrei "Santa Maria Liberatrice" a Testaccio, 24. Februar 2008



Es gibt auch einen geistlichen Durst
Wenn es einen physischen Durst nach dem Wasser gibt, das für das Leben auf dieser Erde unerlässlich ist, dann gibt es im Menschen auch einen geistlichen Durst, den nur Gott stillen kann. Das geht klar aus dem Gespräch zwischen Jesus und der Frau hervor, die zum Jakobsbrunnen gekommen ist, um Wasser zu schöpfen (Joh 4, 5-42).
Predigt in der römischen Pfarrei "Santa Maria Liberatrice" a Testaccio, 24. Februar 2008



bild
Der Glaube ist das Wasser nach dem wir dürsten
Die Samariterin [die Frau am Jakobsbrunnen (Joh, 4,5-42)], von der die Rede ist, kann als eine Vertreterin des modernen Menschen, des modernen Lebens erscheinen. Sie hat fünf Ehemänner gehabt und lebt mit einem andern Mann zusammen. Sie hat ihre Freiheit weitgehend genutzt, ist aber doch nicht freier, sondern leerer geworden. Wir sehen aber auch, dass in dieser Frau eine tiefe Sehnsucht lebt, das wahre Glück, die wahre Freude zu finden. Deshalb ist sie unruhig und entfernt sich immer weiter von dem wahren Glück. Aber auch diese Frau, die ein scheinbar so oberflächliches Leben, fern von Gott führt, zeigt in dem Moment, wo Christus zu ihr spricht, dass sie in ihrem tiefsten Herzen die Frage nach Gott bewahrt hat.
Wer ist Gott? Wo können wir ihn finden? Wie können wir ihn anbeten? In dieser Frau können wir den ganzen Spiegel unseres Lebens heute sehen mit all den Problemen, die wir haben; aber wir sehen auch, das im tiefsten Herzen immer die Frage nach Gott und die Erwartung bleibt, dass er sich in einer anderen Weise zeigen möge. Unser Leben ist wirklich ein Warten; wir antworten auf die Erwartung aller, die auf das Licht des Herrn warten, und indem wir diese Erwartung beantworten, wachsen auch wir im glauben und können verstehen, das dieser Glaube das Wasser ist, nach dem wir dürsten.
Ansprache beim Pfarreibesuch im Stadtteil "Testaccio", 24. Februar 2008



Das Unglück kann von Nutzen sein
Die Schwierigkeiten des Lebens offenbaren nicht nur, wie sehr letzteres vorübergehend und von kurzer Dauer ist, sondern sie erweisen sich sogar als nützlich, um die echten Beziehungen zwischen den Menschen festzustellen und zu erhalten. Die "adversa fortuna" (das Unglück) erlaubt es nämlich, die falschen Freunde von den wahren zu unterscheiden, und lässt uns verstehen, dass für den Menschen nichts wertvoller ist als eine wahre Freundschaft. In fatalistischer Weise eine Leidenssituation zu akzeptieren, ist absolut gefährlich, fügt der gläubige Boethius hinzu, da "es die Möglichkeit des Betens und der theologalen Hoffnung, die der Beziehung des Menschen zu Gott zugrunde liegen, an der Wurzel beseitigt".
Generalaudienz, 12. März 2008



Ist unser Glaube rein?
Ist unser Glaube genügend rein und offen, so dass von ihm ausgehend auch die "Heiden", die Menschen, die heute auf der Suche sind und ihre Fragen haben, das Licht des einen Gottes erkennen, sich in den Vorhöfen des Glaubens unserem Gebet anschliessen und durch ihr Fragen vielleicht auch ihrerseits Anbeter werden können? Erreicht das Bewusstsein, dass die Habgier ein Götzendienst ist, auch unser Herz und unsere Lebenspraxis? Lassen wir nicht vielleicht auf verschiedene Art die Götzenbilder auch in die Welt unseres Glaubens eintreten? Sind wir bereit, uns immer neu vom Herrn läutern zu lassen und ihm dadurch zu erlauben, aus uns und aus der Kirche all das zu vertreiben, was ihm widerspricht?
Predigt am Palmsonntag, 16. März 2008



bild
Der Glaube breitet über alle Dinge neues Licht
Die Kirche will ihrerseits zum Aufbau einer Welt beitragen, die der nach dem Bild und Gleichnis Gottes erschaffenen (vgl. Gen 1,26-27) menschlichen Person immer würdiger ist. Sie ist davon überzeugt, dass der Glaube über alle Dinge neues Licht breitet und dass das Evangelium die edle Berufung und höchste Bestimmung jedes Mannes und jeder Frau offenbart (vgl. Gaudium et spes, 10). Der Glaube gibt uns auch die Kraft, auf unsere hohe Berufung zu antworten, und die Hoffnung, die uns dazu inspiriert, für eine immer gerechtere und brüderlichere Gesellschaft zu arbeiten. Die Demokratie kann [...] nur dann gedeihen, wenn die politischen Verantwortungsträger und jene, die sie vertreten, von der Wahrheit geleitet werden und die aus dem festen moralischen Grundprinzip hervorgegangene Weisheit in Entscheidungen einbringen, die das Leben und die Zukunft der Nation betreffen.
Ansprache beim Besuch bei Präsident George W. Bush im Weissen Haus, 16. April 2008



Die "Krise des Glaubens"
Die gegenwärtige "Krise der Wahrheit" wurzelt in einer "Krise des Glaubens". Nur durch den Glauben können wir dem Zeugnis Gottes frei zustimmen und ihn als den transzendenten Garanten der Wahrheit erkennen, die er offenbart. Erneut sehen wir, warum die Förderung der persönlichen Vertrautheit mit Jesus Christus und das gemeinschaftliche Zeugnis für seine liebevolle Wahrheit für katholische Bildungseinrichtungen unverzichtbar ist. Wir alle kennen jedoch und beobachten mit Sorge die bei vielen Menschen von heute vorhandene Schwierigkeit oder Abneigung, sich Gott anzuvertrauen. Es ist ein komplexes Phänomen, über das ich immer wieder nachdenke.
Während wir uns sorgfältig darum bemühten, den Verstand unserer jungen Menschen zu beanspruchen, haben wir vielleicht den Willen vernachlässigt. In der Folge beobachten wir mit Besorgnis, dass der Freiheitsbegriff verzerrt wird. Freiheit ist kein Aussteigen. Es ist ein Einsteigen - eine Teilhabe am Sein selbst. Daher kann echte Freiheit niemals dadurch erlangt werden, dass man sich von Gott abwendet. Eine solche Entscheidung würde letztlich die eigentliche Wahrheit missachten, die wir brauchen, um uns selbst zu verstehen.
Ansprache bei Besuch der Katholischen Universität in Washington D.C., 16. April 2008



bild
Der Glaube muss jeden Aspekt des Lebens durchdringen
Ihr, Brüder im Bischofsamt, seid dazu aufgerufen, auf diesem fruchtbaren, aus so vielen verschiedenen Quellen genährten Boden heute die Saat des Evangeliums auszusäen. Das führt mich zu der Frage, wie ein Bischof im 21. Jahrhundert den Aufruf, "alle Dinge neu zu machen in Christus, unserer Hoffnung", am besten erfüllen kann? Wie kann er sein Volk zu "einer Begegnung mit dem lebendigen Gott" führen, der Quelle jener das Leben verwandelnden Hoffnung, von der das Evangelium spricht (vgl. Spe salvi,4)? Vielleicht muss er damit beginnen einige Hindernisse für eine solche Begegnung zu beseitigen. Auch wenn es zutrifft, dass dieses Land von einem echten religiösen Geist geprägt ist, kann dennoch der schleichende Einfluss des Säkularismus die Art und Weise beeinträchtigen, inwieweit die Menschen zulassen, dass der Glaube ihr Verhalten beeinflusst.
Ist es konsequent, sonntags in der Kirche unseren Glauben zu bekennen und dann im Lauf der Woche Geschäftspraktiken oder medizinische Verfahren zu fördern, die im Widerspruch zu diesen Glaubensüberzeugungen stehen? Ist es für praktizierende Katholiken konsequent, die Armen und die Randgruppen zu ignorieren oder auszubeuten, ein Sexualverhalten zu fördern, das im Gegensatz zur katholischen Morallehre steht, oder Positionen einzunehmen, die dem Recht jedes Menschen auf Leben von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod widersprechen? Jedem Bestreben, Religion als Privatsache zu behandeln, muss Widerstand entgegengesetzt werden. Nur wenn ihr Glaube jeden Aspekt ihres Lebens durchdringt, öffnen sich Christen wirklich der verwandelnden Kraft des Evangeliums.
Ansprache bei der Begegnung mit den Bischöfen der USA in Washington, 16. April 2008




Die Dinge mit den Augen des Glaubens betrachten
Die mittelalterlichen Künstler stellten Christus, das Schöpferwort Gottes, oft als einen himmlischen "Landvermesser" dar, der mit dem Zirkel in der Hand den Kosmos mit unendlicher Weisheit ordnet und auf das Ziel hin ausrichtet. Bringt uns das nicht die Notwendigkeit zu Bewusstsein, alle Dinge mit den Augen des Glaubens zu Betrachten und sie so in ihrer wahrhaftigsten Sichtweise zu erfassen, in der Einheit von Gottes ewigem Plan? Wie wir wissen, erfordert das ständige Umkehr und das Bemühen, "unseren Geist und Sinn zu erneuern" (vgl. Eph 4,23). Es verlangt auch die Pflege jener Tugenden, die jeden von uns befähigen, in Heiligkeit zu wachsen und geistliche Frucht zu tragen in unserem jeweiligen Lebensstand. Ist diese ständige "intellektuelle" Umkehr nicht ebenso notwendig wie eine "moralische" Umkehr, damit wir im Glauben wachsen, die Zeichen der Zeit erkennen und persönlich zum Leben und zur Sendung der Kirche beitragen?
Predigt bei Votivmesse für die Universalkirche in der St.-Patrick-Kathedrale in New York, 19. April 2008



bild
Die Freiheit der Kinder Gottes ist nur in der Selbstaufgabe zu finden
"Autorität" ... "Gehorsam". Um ehrlich zu sein: diese Wort sind heute nicht leicht auszusprechen. Worte wie diese stellen für viele unserer Zeitgenossen "Stolpersteine" dar, besonders in einer Gesellschaft, die zu Recht der persönlichen Freiheit grossen Wert beimisst. Und dennoch, im Licht des Glaubens an Jesus Christus - der "der Weg, die Wahrheit und das Leben" ist -, gelangen wir dazu, den volleren Sinn, den Wert und sogar die Schönheit dieser Worte zu erkennen. Das Evangelium lehrt uns, das die wahre Freiheit, die Freiheit der Kinder Gottes, nur in der Selbstaufgabe gefunden werden kann, die Teil des Geheimnisses der Liebe ist. Nur indem wir uns selber verlieren, sagt uns der Herr, finden wir uns wirklich selbst wieder (vgl. Lk 17,33). Die wahre Freiheit erblüht, wenn wir uns vom Joch der Sünde entfernen, das unsere Wahrnehmungen vernebelt und unsere Entschlossenheit schwächt, und sie sieht die Quelle unseres endgültigen Glücks in ihm, der unendliche Liebe ist, unendliche Freiheit, Leben ohne Ende. "In seinem Willen ist unser Friede." Die wahre Freiheit ist daher eine Gabe, die uns ungeschuldet von Gott geschenkt wird, die Frucht der Umkehr zu seiner Wahrheit - jener Wahrheit, die uns frei macht (vgl. Joh 8,32). Und eine solche Freiheit in der Wahrheit bringt eine neue und befreiende Art und Weise mit sich, auf die Wirklichkeit zu blicken. Wenn wir so gesinnt sind, "wie es Christus entspricht" (vg. Phil 2,5), öffnen sich neue Horizonte! Im Licht des Glaubens, in der Gemeinschaft der Kirche, finden wir auch die Inspiration und die Kraft, um zum Sauerteig des Evangeliums in dieser Welt, zum Salz der Erde (vgl. Mt 5,13-14), denen das "Apostolat" anvertraut ist, unser Leben und die Welt, in der wir leben, dem Heilsplan Gottes immer vollkommener anzugleichen.
Predigt bei der Messe im "Yankee-Stadium" von New York, 20. April 2008



Die Gottesfrage
Die Grundfrage des heutigen Menschen bleibt die Gottesfrage. Kein anderes menschliches und soziales Problem kann wirklich gelöst werden, wenn Gott nicht wieder im Mittelpunkt unseres Lebens steht. Nur so, durch die Begegnung mit dem lebendigen Gott, Quelle jener Hoffnung, die uns von innern her verwandelt und die nicht zugrunde gehen lässt (Röm 5,5), ist es möglich, ein starkes und sicheres Vertrauen in das Leben wiederzufinden und unseren guten Vorhaben Festigkeit und Kraft zu verleihen.
Ansprache an der Vollversammlung der Italienischen Bischofskonferenz, 29. Mai 2008



Die Angst besiegen
Angesichts des weiten und vielfältigen Spektrums menschlicher Ängste ist das Wort Gottes eindeutig: wer Gott "fürchtet", "hat keine Angst". Die Gottesfurcht, die in der Heiligen Schrift als "Anfang der wahren Weisheit" definiert wird, fällt mit dem Glauben an Ihn zusammen, mit der heiligen Achtung vor seiner Hoheit über das Leben und die Welt. Ohne "Gottesfurcht" zu sein würde bedeuten, sich an seine Stelle zu setzen, sich als Herren über Gut und Böse, über Leben und Tod zu fühlen. Wer hingegen Gott fürchtet, verspürt in sich die Sicherheit, die das Kind im Arm seiner Mutter fühlt (vgl. Psl 131,2): wer Gott fürchtet, bleibt auch inmitten der Stürme ruhig, denn Gott ist, wie uns Jesus offenbart hat, der Vater voller Barmherzigkeit und Güte. Wer ihn liebt, hat keine Angst: "Furcht gibt es in der Liebe nicht" - so schreibt der Apostel Johannes - "sondern die vollkommene Liebe vertreibt die Furcht. Denn die Furcht rechnet mit Strafe, und wer sich fürchtet, dessen Liebe ist nicht vollendet" (Joh 4,18). bild Der Gläubige erschrickt vor nichts, da er sich in den Händen Gottes weiss, da er weiss, dass das Böse und das Unvernünftige nicht das letzte Wort haben, sondern dass der einzige Herr der Welt und des Lebens Christus ist, das fleischgewordene Wort Gottes, der uns bis zum Opfer seiner selbst liebte und am Kreuz für unser Heil gestorben ist. Je mehr wir in dieser Vertrautheit mit Gott wachsen, die von Liebe durchdrungen ist, desto leichter besiegen wir jede Form der Angst.
Angelus, 22. Juni 2008



Den Glauben erneuern
Der Glaube des Petrus und der Glaube Marias sind in diesem Heiligtum eng miteinander verbunden. Hier kann man aus dem zweifachen Prinzip der christlichen Erfahrung schöpfen: dem marianischen und dem petrinischen. Beide zusammen werden euch, liebe Brüder und Schwestern, helfen, "neu anzufangen bei Christus", euren Glauben zu erneuern, damit er auf die Anforderungen unserer Zeit antwortet.
Maria lehrt euch, immer auf den Herrn in der Stille des Gebets zu hören und mit grossherziger Bereitschaft sein Wort aufzunehmen in der tiefen Sehnsucht, euch selber, euer konkretes Leben Gott dazubringen, damit sein ewiges Wort durch die Kraft des Heiligen Geistes auch noch heute, in unserer Geschichte, "Fleisch werden" kann.
Maria wird euch helfen, Jesus in Treue zu folgen, euch ihm bei der Darbringung des Opfers anzuschliessen, die Freude über seine Auferstehung im Herzen zu tragen und in beständiger Fügsamkeit gegenüber dem Geist von Pfingsten zu leben.
Darüber hinaus wird euch auch der Hl. Petrus lehren, gefestigt im katholischen Glauben mit der Kirche zu fühlen und zu glauben; er wird euch dazu anhalten, leidenschaftlichen Gefallen an der Einheit, an der Gemeinschaft zu finden und die Freude, gemeinsam mit den Bischöfen unterwegs zu sein: und zugleich wird er teilhaben an eurer Sehnsucht nach der Sendung, das Evangelium mit allen zu teilen, es bis an die äussersten Grenzen der Erde gelangen zu lassen.
Predigt beim Gottesdienst vor dem Marienheiligtum in Santa Maria di Leuca, 14. Juni 2008



Glauben heisst vertrauen
Der Glaube ist einfach. Glauben heisst Jesus Christus vertrauen. Er offenbart uns den Vater und zeigt uns den Weg zum wahren, glücklichen Leben. Öffnen wir Christus unser Herz und lernen wir von Ihm, so Mensch zu sein, wie Gott es will.
Angelus, 6. Juli 2008



Die menschlichen Tugenden sind Ausweis des Glaubens
Wenn wir mit Christus leben, machen wir auch die menschlichen Dinge recht. Der Glaube ist ja nicht nur das Übernatürliche, sondern er baut den Menschen wieder zum Menschen, […] er baut gerade auf die natürlichen Tugenden: Die Redlichkeit, die Freudigkeit, die Bereitschaft den andern anzuhören, die Fähigkeit zu verzeihen, die Grosszügigkeit, die Güte, die Herzlichkeit miteinander. Diese menschlichen Tugenden sind Ausweis dessen, dass der Glaube wirklich da ist, dass wir wirklich mit Christus sind, und darauf, glaube ich, sollten wir auch an uns selber sehr achten, dass wir die einfache Menschlichkeit in uns reifen lassen, dass Glaube Menschwerdung ist, Menschlichkeit ist, dass wir die menschlichen Dinge auch des Berufes richtig und gut tun in der Rücksicht auf den anderen, in der Sorge um den anderen, in der wir am besten auch für uns selber sorgen. Gerade in dem wir für den anderen da sind, sind wir am besten für uns selber da.
Begegnung mit Priestern, Diakonen und Seminaristen aus Südtirol, 6. August 2008



bild
Den Glauben gebrauchen
Wie gelangen wir zu Gott? Wie gelangen wir dazu, Ihn zu finden oder wiederzufinden, den der Mensch im Innersten seiner selbst sucht, obschon er ihn so oft vergisst? Der hl. Paulus bittet uns, nicht nur unsere Vernunft zu gebrauchen, sondern vor allem unseren Glauben, um ihn zu entdecken. Nun, was sagt uns der Glaube? Das Brot, das wir brechen, ist Teilhabe am Leib Christi; der Kelch der Danksagung, über den wir den Segen sprechen, ist Teilhabe am Blut Christi.
Predigt bei der Eucharistiefeier in Paris, 13. September 2008



Der gemeinsame Glaube: eine Quelle der Kraft
Wie mein Vorgänger Johannes Paul II. aus eigener Erfahrung wusste, ist der gemeinsame Glaube eine wunderbare Quelle der Kraft und der Einheit in der Not. Gemeinschaften, die unter solchen Umständen gelebt haben, kommen zu der tiefen Überzeugung, dass man das wahre Glück nur in Gott findet. Sie wissen, dass jede Gesellschaft, die den Schöpfer verleugnet, unweigerlich beginnt, ihr Bewusstsein für das Schöne, das Wahre und das Gute des menschlichen Lebens zu verlieren.
Ansprache an den neuen Botschafter der Republik Litauen, 7. November 2008



Wirklich glauben!
Wir können nur den Herrn bitten, dass er uns helfen möge zu glauben, wirklich zu glauben; so wird das Glauben zum Leben, zur Einheit mit Christus, zur Verwandlung unseres Lebens. Und wenn wir so von seiner Liebe verwandelt sind, von der Liebe zu Gott und zum Nächsten, können wir in den Augen Gottes wirklich gerecht sein.
Generalaudienz, 19. November 2008



Wahrer Glaube wird zur Nächstenliebe
In diesem Sinne sagt uns der hl. Paulus: nicht unsere Werke, sondern der Glauben macht uns „gerecht“. Dieser Glauben ist jedoch nicht ein Gedanke, eine Meinung, eine Idee. Dieser Glauben ist Gemeinschaft mit Christus, die uns der Herr schenkt und die deshalb Leben, Gleichförmigkeit mit ihm wird. Oder, mit anderen Worten gesagt: Der Glauben wird, wenn er wahrhaftig und wirklich ist, zur Liebe, er wird zur Nächstenliebe, er findet in der Nächstenliebe seinen Ausdruck. Ein Glaube ohne Liebe, ohne diese Frucht, wäre kein wahrer Glaube. Es wäre ein toter Glaube.
Generalaudienz, 26. November 2008