Volk Gottes




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Das neue Volk Gottes
Das Volk Gottes, das auf dem Sinai zum erstenmal Gestalt angenommen hat, wird jetzt erweitert, bis es keine Grenze mehr kennt. Das neue Volk Gottes, die Kirche, ist ein Volk, das aus allen Völkern kommt. Die Kirche ist von Anfang an katholisch [allumfassend]; das ist ihr tiefstes Wesen.
Predigt zur Priesterweihe, Rom, Pfingstsonntag 15. Mai 2005



Eucharistische Gemeinschaft
Die Kirche ist nichts anderes als jenes Netz – die eucharistische Gemeinschaft! -, in dem wir alle, wenn wir denselben Herrn empfangen, zu einem einzigen Leib werden und die ganze Welt umfangen. Der Vorsitz in der Lehre und der Vorsitz in der Liebe müssen letzten Endes ein und dasselbe sein: Die ganze Lehre der Kirche führt schliesslich zur Liebe. Und die Eucharistie als gegenwärtige Liebe Jesu Christi ist das Kriterium, an dem jede Lehre gemessen wird.
Predigt zur feierlichen Inbesitznahme der Kathedrale des Bischofs von Rom in der Lateranbasilika, 7. Mai 2005



Kompendium
Liebe Brüder und Schwestern, wie nötig ist es doch, dass die gesamte christliche Gemeinschaft zu Beginn dieses dritten Jahrtausends die Wahrheiten des Glaubens, der Lehre und der katholischen Moral einmütig und vollständig verkündet, lehrt und bezeugt! Zur erhofften Erneuerung der Katechese und Evangelisierung möge auch das Kompendium des Katechismus der Katholischen Kirche beitragen, damit alle Christen – Kinder, Jugendliche und Erwachsene, Familien und Gemeinden –, fügsam gegenüber dem Wirken des Heiligen Geistes, in allen Lebensbereichen zu Katecheten und Kündern des Evangeliums werden und dadurch den anderen helfen, Christus zu begegnen. Darum bitten wir vertrauensvoll die Jungfrau und Gottesmutter, Stern der Evangelisierung.
Angelus, 3. Juli 2005



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Nur Freie
Die Kirche muss immer wieder neu zu dem werden, was sie schon ist: Sie muss die Grenzen zwischen den Völkern öffnen und die Barrieren zwischen Klassen und Rassen niederreissen. In ihr darf es keinen geben, der vergessen oder verachtet wird. In der Kirche gibt es nur freie Brüder und Schwestern Jesu Christi.
Predigt zur Priesterweihe, Rom, Pfingstsonntag 15. Mai 2005



Glauben und Vertrauen
Es ist notwendig, den Willen zu haben, mit der Kirche zu glauben und Vertrauen zu haben, dass die Kirche. [...] dass diese vom Heiligen Geist lebendiggemachte Kirche wirklich die Leitung des Geistes in sich trägt und daher das wahre Subjekt des Glaubens ist. Der Einzelne fügt sich in dieses Subjekt ein, hängt ihm an. Und auch wenn er noch nicht ganz davon durchdrungen ist, hat er doch Vertrauen und nimmt am Glauben der Kirche teil, will mit der Kirche glauben. Dies scheint mir die ununterbrochene Pilgerschaft unseres Lebens zu sein: mit unserem Denken und Empfinden, mit unserem ganzen Leben zur Gemeinschaft des Glaubens zu gelangen. Dies können wir allen anbieten, damit sie sich nach und nach mit dem Glauben der Kirche identifizieren und vor allem immer wieder von Neuem den grundlegenden Schritt tun, sich dem Glauben anzuvertrauen, sich in diese Pilgerschaft des Glaubens einzufügen, um so das Licht des Glaubens zu erlangen.
Ansprache an den Klerus von Rom, Lateranbasilika, 13. Mai 2005



Gaben des Geistes
Der Bischofssitz und der Geist sind zwei tief miteinander verbundene Wirklichkeiten, so wie es auch für das Charisma und das Weiheamt der Fall ist. Ohne den Heiligen Geist würde die Kirche auf die Ebene einer rein menschlichen, von ihren eigenen Einrichtungen belasteten Organisation verkürzt werden. Zumeist jedoch bedient sich der Geist in Gottes Plänen seinerseits menschlicher Vermittlung, um in der Geschichte zu wirken. Gerade deshalb hat Christus, der seine Kirche auf das Fundament der um Petrus gescharten Apostel gründete, sie auch mit der Gabe seines Geistes bereichert, damit er sie im Laufe der Jahrhunderte tröste (vgl. Joh 14,16) und sie zur vollen Wahrheit führe (vgl. Joh 16,13). Möge die kirchliche Gemeinschaft dem Wirken des Heiligen Geistes gegenüber stets aufgeschlossen und fügsam bleiben, um glaubhaftes Zeichen und wirksames Werkzeug von Gottes Tun unter den Menschen zu sein!
Regina Coeli, 15. Mai 2005



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Familie im Glauben
Die kirchliche Gemeinschaft ist sich bewusst geworden, eine »Familie im Glauben« zu sein, eine durch ein tiefes und geheimnisvolles Band geeinte Familie, die die verschiedensten Wirklichkeiten umschliesst und die – durch die Gegenwart Gottes in ihr – zum Zeichen der Einheit für die gesamte Gesellschaft wird. Sie ist eine katholische Gemeinschaft, und katholisch bedeutet, dass sie eine offene Versammlung ist, Bewahrerin einer an jeden Menschen gerichteten Botschaft universaler Berufung. Sie ist eine Gemeinschaft, die Personen unterschiedlicher Herkunft und Lebensweise in Harmonie und Eintracht verbindet. Diese katholische Gemeinschaft pilgert heute nach Rom als Zeichen der Einheit mit dem Nachfolger Petri und daher mit der Weltkirche.
Ansprache an eine Pilgergruppe aus der Diözese Madrid, 4. Juli 2005



Eine Gemeinschaft in der Liebe Gottes
Im Zusammenhang mit diesem Schwerpunkt eures pastoralen Bemühens habt ihr eure Aufmerksamkeit auf die "erweiterte Familie", das heisst die Pfarrei gelenkt in dem Bewusstsein, dass der Gläubige in diesem Umfeld die Kirche als mystischen Leib Christi erfährt und die soziale Dimension des Glaubens zu leben lernt. Sehr wichtig ist in dieser Hinsicht die Einbeziehung der Laien in die Gemeindetätigkeit und ihre Einführung in ein gesundes und reiches liturgisches Leben. Die christliche Gemeinschaft ist eine Wirklichkeit von Personen mit eigenen Regeln, ein lebendiger Leib, der in Jesus in der Welt ist, um die Kraft des Evangeliums zu bezeugen. Es handelt sich also um eine Gemeinschaft von Brüdern und Schwestern, die nicht nach Macht oder egoistischem Interesse streben, sondern in der Freude der Liebe Gottes leben.
"Ad-limina"-Besuch der Bischöfe aus der Tschechischen Republik, 18. November 2005



Höhere Einheit durch die Liebe
Wenn die Liebe sich bereits vom menschlichen Standpunkt aus als unbesiegbare Kraft zeigt, was sollen dann wir sagen, die wir "die Liebe, die Gott zu uns hat, erkannt und gläubig angenommen" (1 Joh. 4,16) haben? Die wahre Liebe löscht legitime Unterschiede nicht aus, sondern bringt sie miteinander in Einklang in einer höheren Einheit, die nicht von aussen auferlegt wird, sondern die von innen heraus dem Ganzen sozusagen Form verleiht. Es ist das Geheimnis der Gemeinschaft, das, ebenso wie es Mann und Frau in jener Liebes- und Lebensgemeinschaft vereint, die die Ehe ist, auch die Kirche als Liebesgemeinschaft gestaltet, indem es einen vielgestaltigen Gaben- und Traditionsreichtum zu einer Einheit zusammenfügt.
Predigt beim Abschluss der Gebetswoche für die Einheit der Christen, Basilika St. Paul vor den Mauern, 25. Januar 2006



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Christus will die Welt durch die Kirche erleuchten
Das werden dann die Jünger Christi verwirklichen müssen: Nachdem sie von ihm unterwiesen wurden, ihr Leben nach den Seligpreisungen zu gestalten, sollen sie durch das Zeugnis der Liebe alle Menschen zu Gott hinziehen: "So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen" (Mt 5,16). Wenn wir diese Worte Jesu hören, können wir als Glieder der Kirche freilich nicht über die ganze Unzulänglichkeit unseres von der Sünde gezeichneten menschlichen Zustandes hinwegsehen. Die Kirche ist heilig, sie besteht aber aus Männern und Frauen mit ihren Grenzen und Fehlern. Es ist allein Christus, der dadurch, dass er uns den Heiligen Geist schenkt, unser Elend zu ändern und uns ständig zu erneuern vermag. Er ist das Licht der Völker, "lumen gentium", der beschlossen hat, die Welt durch seine Kirche zu erleuchten.
Predigt am Hochfest der Erscheinung des Herrn, 6. Januar 2006



Kontinuität
Zwischen dem fleischgewordenen Sohn Gottes und seiner Kirche besteht eine tiefe, untrennbare und geheimnisvolle Kontinuität, kraft der Christus heute in seinem Volk gegenwärtig ist. Er ist immer unser Zeitgenosse, er ist immer gegenwärtig in der Kirche, die auf dem Fundament der Apostel errichtet worden ist, er ist lebendig in der Nachfolge der Apostel. Und diese Gegenwart in der Gemeinschaft, in der er selbst sich uns immer wieder schenkt, ist der Grund unserer Freude. Ja, Christus ist bei uns, das Reich Gottes kommt.
Generalaudienz, 15. März 2006



Untereinander und mit Gott
"Wir haben Gemeinschaft mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus"(1 Joh 1,3) und wenn wir im Lichte Christi leben, haben wir auch Gemeinschaft miteinander (vgl. 1 Joh 1,7). Diese Verse beschreiben das Wesen der Kirche als Gemeinschaft mit Gott und untereinander. Und beides ist untrennbar, das blosse "untereinander" kommt nicht zustande und zerfällt ohne Gott. Und wenn wir wirklich mit Gott in Gemeinschaft sind, dann muss es sich im Miteinander zeigen. Urbild und Quelle dieser Gemeinschaft also ist der Dreifaltige Gott. Vater, Sohn und Heiliger Geist bilden eine vollkommene Einheit und wollen, dass auch die Menschen in der Kirche am göttlichen Leben und an der göttlichen Gemeinschaft Anteil haben, von der Gemeinschaft Gottes her, der nur einer ist, untereinander Einheit finden.
Generalaudienz, 29. März 2006



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Die Gemeinschaft
Die "Gemeinschaft" ist wirklich die frohe Botschaft, das Heilmittel, das der Herr uns gegen die Einsamkeit geschenkt hat, die heute alle Menschen bedroht, das kostbare Geschenk, das uns spüren lässt, dass wir in Gott, in der Einheit seines im Namen der Dreifaltigkeit versammelten Volkes angenommen und geliebt sind; sie ist das Licht, das die Kirche als unter den Völkern errichtetes Zeichen erstrahlen lässt: "Wenn wir sagen, dass wir Gemeinschaft mit ihm haben, und doch in der Finsternis leben, lügen wir und tun nicht die Wahrheit. Wenn wir aber im Licht leben, wie er im Licht ist, haben wir Gemeinschaft miteinander" (1Joh 1,6f.).
Generalaudienz, 29. März 2006



Nur mit Christus vereint
Christus ist Licht, und das Licht kann nicht verdunkeln, sondern nur erleuchten, aufhellen, enthüllen. Keiner soll daher vor Christus und seiner Botschaft Angst haben! Und auch wenn im Laufe der Geschichte die Christen, die ja begrenzte und sündige Menschen sind, manchmal durch ihr Verhalten ihn verraten haben mögen, unterstreicht das noch mehr, dass das Licht Christus ist und dass die Kirche es nur dann widerspiegelt, wenn sie mit ihm vereint bleibt.
Predigt am Hochfest der Erscheinung des Herrn, 6. Januar 2007



Die wesentlichen und charakteristischen Merkmale der Kirche:
Die Kirche ist eine, wie die Pfingstgemeinde, die im Gebet versammelt und "einmütig" war: "Sie war ein Herz und eine Seele" ( Apg 4,32).
Die Kirche ist heilig, nicht wegen ihrer Verdienste, sondern weil sie , vom Heiligen Geist beseelt, ihren Blick fest auf Christus gerichtet hält, um Ihm und seiner Liebe gleich zu werden.
/Die Kirche ist katholisch, weil das Evangelium für alle Völker bestimmt ist; und aus diesem Grund lässt sie der Heilige Geist schon am Anfang alle Sprachen sprechen.
Die Kirche ist apostolisch, weil sie auf dem Fundament der Apostel errichtet ist und deren Lehren durch die ununterbrochene Kette der bischöflichen Sukzession treu bewahrt.
"Regina Caeli", 27. Mai 2007


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In der katholischen Kirche finden wir alles was wir brauchen
Die Kirche ist unser Haus! Das ist unser Haus! In der katholischen Kirche finden wir alles, was gut ist, alles, was Grund zu Sicherheit und Erleichterung ist! Wer Christus, "den Weg, die Wahrheit und das Leben", in seiner Gesamtheit annimmt, sichert sich den Frieden und die Glückseligkeit in diesem und im kommenden Leben!
Ansprache beim Rosenkranzgebet in der Wallfahrtsbasilika in Aparecida, 12. Mai 2007



Zur Liebe erziehen
Die Kirche ist eine Gemeinschaft von Personen, die an den Gott Jesu Christi glauben und sich bemühen, in der Welt das Liebesgebot zu leben, das er hinterlassen hat. Sie ist also eine Gemeinschaft, in der man zur Liebe erzogen wird, und diese Erziehung geschieht nicht trotz der Ereignisse des Lebens, sondern durch diese. So war es für Petrus, für Augustinus und für alle Heilgen. So ist es für uns.
Predigt bei der Vesper in Pavia, 22. April 2007



Zur Gemeinschaft
Was gibt uns der Glaube an diesen Gott? Die erste Antwort darauf ist: Er gibt uns eine Familie, die universale Familie Gottes in der katholischen Kirche. Der Glaube befreit uns von der Isolation des Ich, weil er uns zur Gemeinschaft führt: Die Begegnung mit den Brüdern, ein Akt der Versammlung, der Vereinigung, der Verantwortung gegenüber dem andern und den anderen. In diesem Sinn ist die bevorzugte Option für die Armen im christologischen Glauben an jenen Gott implizit enthalten, der für uns arm geworden ist, um uns durch seine Armut reich zu machen (vgl. 2 Kor 8,9).
Ansprache bei der V. Generalversammlung der Bischofskonferenzen von Lateinamerika, 13. Mai 2007


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Auf dem "Weg" - Christus - voranschreiten
Sich auf den Weg machen bedeutet, in der Gemeinschaft der Gläubigen auf dem "Weg" voranzuschreiten, der Christus selbst ist. Es bedeutet, voranzugehen und uns dabei gegenseitig zu helfen, wirklich Freunde Jesu Christi und Kinder Gottes zu werden.
Ansprache bei der Eröffnung der Pastoraltagung der Diözese Rom, 11. Juni 2007



Christentum: das Geschenk einer Freundschaft
"Auf Christus schauen!" Wenn wir das tun, dann sehen wir, dass das Christentum mehr und etwas anderes ist als ein Moralsystem, als eine Serie von Forderungen und vom Gesetzen. Es ist das Geschenk einer Freundschaft, die im Leben und im Sterben trägt: "Nicht mehr Knechte nenne ich euch, sondern Freunde" (vgl. Joh 15,15), sagt der Herr zu den seinen. Dieser Freundschaft vertrauen wir uns an. Aber gerade weil das Christentum mehr ist als Moral, eben das Geschenk einer Freundschaft, darum trägt es in sich auch eine grosse moralischen Kraft, deren wir angesichts der Herausforderungen unserer Zeit so sehr bedürfen.
Predigt bei der Eucharistiefeier beim Marienheiligtum Mariazell, 8. September 2007



Wir sind Glieder des Gottesvolkes
In einer Gesellschaft, die persönliche Freiheit und Autonomie hochschätzt, kann man leicht unsere Abhängigkeit von den anderen sowie die Verantwortung, die wir ihnen gegenüber tragen, aus den Augen verlieren. Diese nachdrückliche Betonung des Individualismus hat sich sogar auf die Kirche ausgewirkt (vgl. Spe salvi, 13-15) und eine Form der Frömmigkeit entstehen lassen, die mitunter unsere private Beziehung zu Gott überbetont - auf Kosten unserer Berufung, Glieder einer erlösten Gemeinschaft zu sein. Doch Gott sah von Anfang an, dass "es nicht gut ist, dass der Mensch allein bleibt" (Gen 2,18). Wir wurden als soziale Wesen erschaffen, die nur in der Liebe - zu Gott und zu unserem Nächsten - Erfüllung finden. Wenn wir wirklich bereit sind, auf ihn zu schauen, der die Quelle unserer Freude ist, müssen wir das als Glieder des Gottesvolkes tun (vgl. Spe salvi, 14). Wenn dies als Widerspruch zur Kultur erscheint, ist das nur ein weiterer Beweis dafür, dass eine Erneuerung der Evangelisierung der Kultur dringend ansteht.
Ansprache bei der Begegnung mit den Bischöfen der USA in Washington, 16. April 2008


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Glaube wird zur passiven Hinnahme
Möglicherweise wirft der Säkularismus Amerikas ein besonderes Problem auf: Während er das Bekenntnis des Glaubens an Gott in Betracht zieht und die öffentliche Rolle der Religion und der Kirche respektiert, reduziert er jedoch auf subtile Weise den religiösen Glauben auf den kleinsten gemeinsamen Nenner. Der Glaube wird zur passiven Hinnahme, dass gewisse Dinge "da oben" wahr sind, aber keine praktische Bedeutung im alltäglichen Leben haben. Das Ergebnis ist eine zunehmende Loslösung des Glaubens vom Leben, man lebt so, "als ob es Gott nicht gäbe". Weiter verschärft wird dies durch eine individualistische und eklektische Haltung gegenüber dem Glauben und der Religion: Weit entfernt von der katholischen Überzeugung des "mit der Kirche fühlen", glaubt ein jeder, das Recht zu haben, beurteilen und auswählen zu dürfen unter Wahrung der äusseren sozialen Bande, aber ohne ganzheitliche innere Bekehrung zum Gesetz Christi. Die Christen sind somit, anstatt innerlich verwandelt und erneuert zu sein, leicht der Versuchung ausgesetzt, sich dem Geist dieser Welt anzupassen(vgl. Röm 12,3).
Begegnung mit den Bischöfen der USA in Washington, 16. April 2008



Durch die Taufe sind wir zu "lebendigen Steinen" geworden
Der Apostel sagt uns, dass der von den Toten auferstandene Christus der Eckstein eines grossen Tempels ist, der auch heute noch im Heiligen Geist errichtet wird. Und wir, Glieder seines Leibes, sind durch die Taufe zu "Lebendigen Steinen" dieses Tempels geworden und haben so aus Gnade teil am Leben Gottes, gesegnet mit der Freiheit der Kinder Gottes und dazu befähigt, ihm wohlgefällige geistige Opfer darzubringen(vgl.1 Petr 2,5). Was ist das für ein Opfer, das wir darbringen sollen, wenn nicht das, jeden Gedanken , jedes Wort oder jede Handlung der Wahrheit des Evangelium zu widmen und all unsere Energie in den Dienst am Reich Gottes zu stellen? Nur so können wir mit Gott auf dem Fundament bauen, das Christus ist (1 Kor 3,11). Nur so können wir etwas bauen, das wirklich von Dauer ist. Nur so findet unser Leben einen letzten Sinn und trägt bleibende Früchte.
Predigt bei der Messe im "Yankee-Stadium" von New York, 20. April 2008



Ein auserwähltes Geschlecht
"Ihr seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliger Stamm, ein Volk das sein besonderes Eigentum wurde, damit ihr seine grossen Taten verkündet" (1 Petr 2,9). Diese Worte des Apostels Petrus erinnern uns nicht nur an die Würde, die uns durch die Gnade Gottes zu eigen ist, sondern sie sind auch eine Herausforderung zu einer immer grösseren Treue zum glorreichen Erbe, das wir in Christus empfangen haben (vgl. Eph 1,18). Sie fordern uns heraus, unser Gewissen zu prüfen, unsere Herzen zu läutern und unser in der Taufe gegebenes Versprechen zu erneuern, dem Satan und all seinen leeren Versprechungen zu widersagen. Sie drängen uns, ein Volk der Freude zu werden, Sendboten einer Hoffnung, die nicht untergeht (vgl. Röm 5,5), die dem Glauben an des Wort Gottes und dem Vertrauen auf seine Verheissungen entspringt.
Predigt bei der Messe im "Yankee-Stadium" von New York, 20. April 2008


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Jegliche Trennung von Glauben und Leben überwinden
Inbrünstig für das Kommen des Reiches zu beten bedeutet darüber hinaus, beständig auf die Zeichen seiner Gegenwart zu achten und so in allen Bereichen der Gesellschaft für sein Wachsen zu wirken. Es bedeutet, den Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft im Vertrauen auf den Sieg Christi und im Einsatz für das Fortschreiten seines Reiches zu begegnen. Es bedeutet, jegliche Trennung von Glauben und Leben zu überwinden und sich dabei den falschen Evangelien der Freiheit und des Glücks zu widersetzen. Es wird des weiteren besagen, die falsche Dichotomie zwischen Glauben und politischem Leben zurückzuweisen, denn, wie das II. Vatikanische Konzil sagte: "Keine menschliche Tätigkeit, auch in weltlichen Dingen nicht, lässt sich ja der Herrschaft Gottes entziehen" (Lumen gentium, 36). Das will besagen: Wir müssen handeln, um die [...] Gesellschaft und Kultur mit der Schönheit und der Wahrheit des Evangeliums zu bereichern, und wir dürfen dabei nie jene grosse Hoffnung aus dem Blick verlieren, die allen anderen Hoffnungen Sinn und Wert verleiht, die unser Lebens beseelen.
Predigt bei der Messe im "Yankee-Stadium" von New York, 20. April 2008



Die Kirche: Gemeinschaft der Sünder
"Gott aber hat seine Liebe zu uns darin erwiesen, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren" (Röm 5,8). Die Kirche ist die Gemeinschaft der Sünder, die an die Liebe Gottes glauben uns sich von ihm verwandeln lassen, und so werden sie heilig, so heiligen sie die Welt.
Predigt bei Eucharistiefeier im Hafen von Brindisi, 15. Juni 2008



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Die Arbeiter für die Ernte des Herrn mehren
An der Sendung Christi haben jedoch alle Glieder des Volkes Gottes auf verschiedene Art durch die Gnade der Taufe und der Firmung Anteil. Ich denke an die geweihten Menschen, die die Gelübde der Armut, der Jungfräulichkeit und des Gehorsams ablegen, ich denke an die christlichen Eheleute und an euch, die gläubigen Laien, die sich in der kirchlichen Gemeinschaft und in der Gesellschaft sowohl individuell als auch organisiert in Vereinigungen engagieren. Liebe Brüder und Schwestern, an euch alle richtet sich der Wunsch Christi, die Arbeiter für die Ernte des Herrn zu mehren(vgl. Mt 9,38).
Predigt bei Eucharistiefeier im Hafen von Brindisi, 15. Juni 2008



Jeder Getaufte ist lebendiges Glied der Kirche
Wenn wir die Apostelgeschichte und die Briefe lesen, die Paulus an verschiedene Empfänger richtet, erkennen wir das Modell einer Kirche, die niemanden ausschliesst, sondern die offen ist für alle und von Gläubigen aller Kulturen und Rassen gebildet wird: jeder Getaufte ist nämlich lebendiges Glied des einen Leibes Christi. Unter diesem Gesichtspunkt erhält die brüderliche Solidarität, die konkreten Ausdruck findet in den täglichen Gesten des Teilens, der Anteilnahme und der freudigen Sorge um die Mitmenschen, eine einzigartige Bedeutung. Der hl. Paulus lehrt uns jedoch, dass es nicht möglich ist, diese Dimension gegenseitiger brüderlicher Annahme in die Tat umzusetzen, wenn wir nicht bereit sind zum Hören und zur Aufnahme des verkündeten und gelebten Wortes Gottes (vgl. 1 Thess 1,6).
Botschaft zum 95. Welttag des Migranten und Flüchtlings (2009), 24. August 2008



"Synodós" - Gemeinsam einen Weg gehen
Das griechische Wort "synodós" nämlich, das sich aus der Präposition "syn", das heisst "mit", und aus "odós" zusammensetzt, was "Weg, Strasse" bedeutet, vermittelt die Idee des "gemeinsam einen Weg Gehens", und gerade dies ist die Erfahrung des Volkes Gottes in der Heilsgeschichte.
Angelus, 5. Oktober 2008



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In Christus ein Leib werden
Im zehnten Kapitel des Ersten Korintherbriefs sagt er [Paulus] uns. "Wir essen ein Brot, das sein Leib ist, und darum sind wir ein Leib." In dem einen Leib Christi, der uns in der Eucharistie geschenkt wird, werden wir selber ein Leib, werden wir ein einziger mit Christus, wahrhaft die Versammlung, die Vereinigung der getrennten Menschheit von Gottes Wort her. So sollen wir die Kirche sehen als die grosse Tat Gottes, der uns versammelt und zu seinem lebendigen Wohnort macht.
Generalaudienz, 15. Oktober 2008



Das Wort Kirche hat mehrere Dimensionen
Das deutsche Wort Kirche ist von "kyriakos", " dem Herrn zugehörig", genommen, in den romanischen Sprachen hat man sich an das griechische Wort angelehnt, das im Neuen Testament erscheint: "ekklesia". Wer es zuerst gebraucht hat, wissen wir nicht. Aber die erste christliche Schrift, die es überhaupt gibt, der Erste Thessalonicherbrief, ist von Sankt Paulus, und dort erscheint sofort schon dieses Wort "ekklesia", Kirche, genommen aus dem Alten Bund, wo es die Versammlung Israels vor dem lebendigen Gott, besonders die Versammlung am Sinai bezeichnet. So wird darin gesagt, dass diese neue Gemeinschaft, diese neue Bewegung, die durch die Auferstehung Christi entstanden ist, die Versammlung der Völker Gottes vor dem lebendigen Gott ist, die Versammlung die Gott selbst durch Christus, durch alle Völker hin und durch alle Zeiten hindurch, zusammenruft und die durch ihn eine lebendige Gemeinschaft wird. So hat dieses Wort Kirche mehrere Dimensionen.
Generalaudienz, 15. Oktober 2008



Immer mehr Kirche werden
Gerade weil er selbst, der ewige Gott, es ist, der uns ruft. Müssen wir Ort seiner Anwesenheit sein. Und das sind wir vor allen Dingen dann, wenn wir durch den Glauben zur Liebe kommen. Das ist Zeichen, dass Gott uns versammelt und uns wirklich eint, und wir wollen den Herrn bitten, dass er uns hilft in diesem Sinn immer mehr seine Kirche zu werden.
Generalaudienz, 15. Oktober 2008



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Das Wort Kirche
Dieses Wort Kirche hat ein mehrdimensionale Bedeutung: Es bezeichnet einerseits die Versammlungen Gottes an bestimmten Orten (einer Stadt, einem Dorf, einem Haus), aber es bedeutet auch die Kirche in ihrer Gesamtheit. Und so sehen wir, dass "die Kirche Gottes" nicht nur eine Summe von verschiednen Ortskirchen ist, sondern dass die verschiedenen Ortskirchen ihrerseits Verwirklichungen der einen Kirche Gottes sind. Alle zusammen sind "die Kirche Gottes", die den einzelnen Ortskirchen vorausgeht und in ihnen zum Ausdruck kommt, sich in ihnen verwirklicht.
Generalaudienz, 15. Oktober 2008



Die wechselseitige Beziehung zwischen Volk und Buch
Der privilegierte Ort, an dem das Wort Gottes, das die Kirche aufbaut, erklingt - wie während der Synode oftmals betont wurde - ist zweifellos die Liturgie. Hier scheint auf, dass die Bibel das Buch eines Volkes und für ein Volk ist: ein Erbe, eine den Lesern übergebene Hinterlassenschaft, damit sie in ihrem Leben die Heilsgeschichte Gegenwart werden lassen, deren schriftliches Zeugnis die Bibel bewahrt.
Deshalb gibt es eine Beziehung wechselseitiger, lebenswichtiger Zugehörigkeit zwischen Volk und Buch: die Bibel bleibt ein lebendiges Buch mit dem Volk, seinem Subjekt, das sie liest; das Volk existiert nicht ohne das Buch, denn in ihm findet es seine Daseinsberechtigung, seine Berufung, seine Identität. Diese wechselseitige Zugehörigkeit von Volk und Heiliger Schrift wird in jeder liturgischen Versammlung gefeiert, die durch den Heiligen Geist auf Christus hört, denn er ist es, der spricht, wenn in der Kirche die Schrift gelesen und der erneuerte Bund Gottes mit seinem Volk angenommen wird.
Predigt bei Eucharistiefeier zum Abschluss der Bischofssynode, 26. Oktober 2008



Glaube – Liebe
Oft sind wir versucht, in dieselben Missverständnisse zu verfallen, wie sie für die Gemeinde von Korinth charakteristisch waren: Jene Christen dachten, dass ihnen, da sie unentgeltlich in Christus durch den Glaube gerechtfertigt waren, „alles erlaubt sei“. Und sie dachten - und oft scheint es, als würden auch Christen von heute so denken -, dass es erlaubt sei Spaltungen in der Kirche, im Leib Christi, hervorzurufen, die Eucharistie zu feiern, ohne sich um die bedürftigsten Brüder und Schwestern zu kümmern und nach dem erhabensten Charismen zu streben, ohne sich im klaren zu sein, dass die einen Glieder der anderen sind und so weiter. Verheerend sind die Folgen eines Glaubens, der nicht in der Liebe Fleisch annimmt, denn er wird zur Willkür und zum Subjektivismus, der für uns und die Brüder am Schädlichsten ist.
Generalaudienz, 26. November 2008