Migranten




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Die jungen Migranten
Die jungen Menschen [Migranten] empfinden das Problem das aus ihrer sogenannten "doppelten Zugehörigkeit" resultiert, besonders stark: Auf der einen Seite fühlen sie das dringende Bedürfnis, die Kultur ihres Ursprungslandes nicht zu verlieren, auf der anderen Seite entsteht in ihnen der verständliche Wunsch, sich organisch in die Gesellschaft einzufügen, die sie aufgenommen hat, ohne dass dies jedoch eine vollständige Angleichung und den daraus folgenden vollständigen Verlust der Traditionen ihrer Vorfahren mit sich bringt. Unter den Jugendlichen finden wir die jungen Mädchen, die besonders leicht Opfer von Ausbeutung, moralischer Erpressung und sogar von Missbrauch aller Art werden. Und was soll man über die Heranwachsenden sagen, die unbegleiteten Minderjährigen, die unter all jenen, die um Asyl bitten, eine besonders gefährdete Kategorie darstellen? Diese jungen Mädchen und Jungen enden häufig auf der Strasse, sich selbst überlassen und Opfer von skrupellosen Ausbeutern, die sie viel zu oft zum Gegenstand physischer, moralischer und sexueller Gewalt werden lassen.
Botschaft zum 94. Welttag der Migranten und Flüchtlinge, 13. Januar 2008



Die Kinder und die Heranwachsenden Flüchtlinge
Wenn wir den Bereich der Zwangsmigranten, der Vertriebenen und Flüchtlinge und der Opfer des Menschenhandels näher betrachten, treffen wir dort leider auf viele Kinder und Heranwachsende. Was das Betrifft, so ist es unmöglich, angesichts der dramatischen Bilder der grossen Lager der Flüchtlinge oder Vertriebenen zu schweigen, die es in verschiedenen Teilen der Welt gibt. Wie sollte man hier nicht an die ganz Kleinen denken, die mit der gleichen legitimen Erwartung von Glück auf die Welt gekommen sind wie alle anderen? Und wie sollte man nicht gleichzeitig daran denken, dass die Kindheit und die Jugend Phasen von grundlegender Bedeutung für die Entwicklung des Mannes und der Frau darstellen, Phasen, die Stabilität, Ruhe und Sicherheit voraussetzen? Für diese Kinder und Jugendlichen ist die einzige Lebenserfahrung das "Lager", in dem sie sich gezwungenermassen aufhalten müssen, wo sie abgesondert sind, fern von bewohnten Gebieten und ohne die Möglichkeit, eine normale Schule besuchen zu können. Wie können sie mit Vertrauen in die Zukunft blicken? Wenn es auch wahr ist, dass viel für sie getan wird, so muss man sich doch noch stärker dafür einsetzen, dass ihnen durch die Schaffung geeigneter Strukturen für ihre Aufnahme und ihre Ausbildung geholfen wird.
Botschaft zum 94. Welttag der Migranten und Flüchtlinge, 13. Januar 2008



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Student und Migrant
Unter den Migranten gibt es, wie ich bereits in meiner Botschaft im letzten Jahr schrieb, auch eine Kategorie, die besondere Beachtung erfordert, und zwar die Studenten aus anderen Ländern, die wegen ihres Studiums fern von zu Hause leben. Ihre Zahl nimmt kontinuierlich zu: Es handelt sich um junge Menschen, die einer besonderen Pastoral bedürfen, denn sie sind nicht nur Studenten, sondern auch Migranten auf Zeit. Häufig fühlen sie sich einsam unter Lerndruck, und oftmals leiden sie auch unter wirtschaftlichen Problemen. In ihrer mütterlichen Fürsorge betrachtet die Kirche sie voller Zuneigung und versucht, besondere seelsorgerische und soziale Massnahmen für sie zu verwirklichen, die die grossen Ressourcen ihrer Jugend berücksichtigen. Man muss dafür Sorge tragen, das sie die Möglichkeit bekommen, sich der Dynamik der Interkulturalität zu öffnen, sich durch den Kontakt mit den Studenten anderer Kulturen und anderer Religionen bereichern zu lassen. Für die jungen Christen kann diese Studien- und Bildungserfahrung zu einem nützlichen Feld werden, auf dem ihr Glaube reift, indem er angeregt wird, sich jenem Universalismus zu öffnen, der ein konstitutives Element der katholischen Kirche darstellt.
Botschaft zum 94. Welttag der Migranten und Flüchtlinge, 13. Januar 2008



Im eigenen Land Arbeit und Zukunft
Die eigentliche Lösung ist, dass es einmal keine Auswanderung mehr geben muss, weil es in der Heimat genügend Arbeitsplätze und ein hinlängliches Sozialgefüge gibt, so dass niemand mehr auswandern muss. Wir müssen alle für dieses Ziel arbeiten, für eine gesellschaftliche Entwicklung, durch die den Bürgern in ihrem eigenen Land Arbeit und eine Zukunft geboten werden kann.
Interview beim Flug in die Vereinigten Staaten von Amerika, 15. April 2008



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Die Familie: Grundzelle der Gesellschaft
Man darf nicht vergessen, dass die Familie - auch die Migrantenfamilie und die Familie unterwegs - die Grundzelle der Gesellschaft darstellt, die nicht zerstört werden darf, sondern die es mit Mut und Geduld zu verteidigen gilt. Sie ist die Gemeinschaft, in der man von Kindheit an lernt, Gott anzubeten und ihn zu lieben, in der die Grundregeln menschlicher und sittlicher Tugenden erlernt werden sowie der richtige Gebrauch der Freiheit in der Wahrheit. Bedauerlicherweise geschieht dies in nicht wenigen Situationen nur unter Schwierigkeiten, besonders im Falle derer, die von dem Phänomen der menschlichen Mobilität betroffen sind. Ausserdem hat die christliche Gemeinschaft für ihre Tätigkeit im Bereich der Aufnahme der Migranten und Menschen unterwegs und für den Dialog mit ihnen einen beständigen Bezugspunkt in der Person Jesu Christi, unseres Herrn. Er hat seinen Jüngern eine goldenen Regel hinterlassen, an der sich das eigene Leben ausrichten soll: das neue Gebot der Liebe. Die Liebe, die Christus bis zu seinem Tod, seinem Tod am Kreuz, gelebt hat, gibt er durch das Evangelium und die Sakramente, vor allem die heilige Eucharistie, beständig an seine Kirche weiter.
Ansprache an die Vollversammlung des Päpstlichen Rates der Seelsorge für die Migranten und Menschen unterwegs, 15. Mai 2008



Rassismus überwinden
Wie wichtig ist es vor allem in unserer Zeit, dass jede christliche Gemeinschaft immer mehr dieses Bewusstsein vertieft, um auch der Zivilgesellschaft zu helfen, jede Versuchung des Rassismus, der Intoleranz und der Ausgrenzung zu überwinden und sich auf der Basis von Entscheidungen zu organisieren, die die Würde eines jeden Menschen achten! Eine der grossen Errungenschaften der Menschheit ist in der Tat gerade die Überwindung des Rassismus. Leider aber sind in verschiedenen Ländern neue besorgniserregende Ausdrucksformen von Rassismus festzustellen, die oft mit sozialen und wirtschaftlichen Problemen verbunden sind, die dennoch nie die Verachtung und Diskriminierung auf Grund der Rasse rechtfertigen können. Bitten wir darum, dass überall die Achtung für jeden Menschen wachse, zusammen mit dem verantwortungsvollen Bewusstsein, dass es nur durch die gegenseitige Annahme aller möglich ist, eine Welt zu errichten, die sich durch echte Gerechtigkeit und wahren Frieden auszeichnet.
Angelus, 17. August 2008



Den gleichen apostolischen Eifer pflegen wie der Hl. Paulus
Auch heute muss die Botschaft vom Heil mit der gleichen inneren Haltung vermittelt werden, durch die sich der Völkerapostel auszeichnete, wobei die Verschiedenen sozialen und kulturellen Situationen ebenso berücksichtigt werden müssen wie die besonderen Schwierigkeiten, mit denen einige Menschen aufgrund ihrer Situation als Migranten und Menschen unterwegs konfrontiert sind. Es ist mein Wunsch, dass jede
bild christliche Gemeinschaft den gleichen apostolischen Eifer wie der hl. Paulus pflegen möge, der allen die heilbringende Liebe des Vaters verkündete (Röm 8,15-16;Gal 4,6), um "möglichst viele [für Christus] zu gewinnen" (1 Kor 9,19), wobei er "den Schwachen ein Schwacher… und allen alles [geworden ist], um auf jeden Fall einige zu retten" (1 Kor 9,22). Sein Vorbild sporne auch uns dazu an, diesen unseren Brüdern und Schwestern unsere Solidarität zu zeigen und in allen Teilen der Welt und mit allen Mitteln das friedliche Miteinander der verschiedenen Ethnien, Kulturen und Religionen zu fördern.
Botschaft zum 95. Welttag des Migranten und Flüchtlings (2009), 24. August 2008



Die brüderliche Nächstenliebe leben
Liebe Brüder und Schwestern, der Welttag des Migranten und Flüchtlings, der am 18. Januar 2009 begangen wird, sei für alle ein Ansporn, ohne jegliche Unterschiede und Diskriminierungen die brüderliche Nächstenliebe in Fülle zu leben. Lassen wir uns dabei vom Bewusstsein tragen, dass all jene unsere Nächsten sind, die unsere Hilfe brauchen und denen wir helfen können (vgl. Deus caritas est, 15). Die Lehre und das Beispiel des hl. Paulus, jenes grossen und demütigen Apostels und Migranten, der so vielen Völkern und Kulturen das Evangelium verkündete, mögen uns erkennen lassen, dass die praktizierte Nächstenliebe der Höhepunkt und die Zusammenfassung des gesamten christlichen Lebens ist.
Botschaft zum 95. Welttag des Migranten und Flüchtlings (2009), 24. August 2008